54(»
Sternzeit.
durch die (wirkliche) tägliche Arendrehung
der Erdkugel abgemessene Zeitdauer mit
ihren Eintheilungen.
Wenn man vermittelst eines Uhrwerks
von vollkommen gleichförmigerBewegung*
die Zeit zwischen zwei successiven Culmi-
nationen eines Fixsterns mißt, so findet
man dieselbe stets eben so groß, als die
Zeit zwischen jedem andern Paare von
Culminationen desselben oder auch jeden
andern Fixsterns. Diese Zeit ist nämlich
(mit Rücksicht auf die Unendlichkeit der
Entfernung der Fixsterne) ** zugleich der
Zeitraum der Arendrehung des Erd-
körpers , von welcher die Theorie lehrt,
daß fie mit vollkommener Gleichförmig-
* Man könnte mir die ttninöglichkeit ab
soluter Erfüllung dieser Forderung ein
wenden; die Wiederholung des Versuches
mit den verschiedensten Instrumenten und
unter den verschiedensten Umstände» lei
stet (vergl. die Folge) ganz das Näm
liche.
*# Die »Unendlichkeit der Entfernung der
Fixsterne" bedingt nämlich den vollkom
mene» P ar a l l e l i s m u s der aus den
verschiedensten Puncten der Erdbahn nach
einem solche» Sterne gedachten Visions-
radien, ohne welche» ParasteliSmuS, wie
man mit einigem Nachdenken einsieht,
der Stern tag unmöglich der Axendrehnng
der während der Notation zugleich
progressiv in der Bah» fortrückende»
Erde gleich seyn konnte. In jenem Pa,
ralleliSmuL aber bringt, wie man sich
ebenfalls bald vorstellig macht, sodann
nur die Abirrung des Lichtes
(vergl. d. Art.) eine Abweichung hervor,
welche indeß viel zu unbedeutend ist, um
auf die hier in Rede stehende »ttnverän-
derkichkeit des Skerntages" irgend einen
bemerkbaren Einfluß auszuüben. —
Wollte man jedoch gegen diese Unverän
derlichkeit des Sternrageö auch noch die
Drehung der RotationSaxe um die Axe
der Ekliptik <s. Bo r r ü cke » d c r N a ch r-
g l eichen) einwenden, so ermesse man,
daß eine eintretende Veränderung in der
Richtung der RotationSaxe keine Verän
derung in der Bewegung der um sie ro-
kirendcn Erdkugel zur Folge zu habe»
braucht.
Diese ganze Anmerkung ist übrigens
nur auf gelehrtere Leser berechnet.
keit erfolgen, und daß ihre Dauer daher,
der Natur des Vorganges gemäß, durch
aus unveränderlich seyn muß. * Die
Beobachtung, man mag sie, um den in
der Note angedeuteten Zweifel zu besei
tigen , so oft und unter welchen verän
derten Bedingungen man immer will,
anstellen, bestätiget diesen Umstand; uno
man kann die Unveränderlichkeit
des Sterntages (die gänzliche Gleich
förmigkeit der Arendrehung der Erde>
also auf den bloßen Grund der Induc
tion, auch ohne analytischen Beweis ganz
in dem nämlichen Maße für sicher gestellt
ansehen, als die meisten unserer andern
sogenannten Wahrheiten, an denen zu
zweifeln, keinem vernünftigen Menschen
einfällt, obschon man in große Verlegen
heit kommen könnte, wenn man einen
dirccten und unumstößlichen, streng wis-
senschaftlicheuBeweis dafür geben sollte/'^
— Diesen also stets unveränderlichen
Stern tag hiernächst theilt man in 24
St er n stunden, jede solche Stern stunde
in 60 Minuten Sternzeit u. s. w.
Da ferner die Arendrehung der Erde,
angegebenermaßcn, auch mit vollkomme
ner Gleichförmigkeit geschieht (d. h.
da sich nicht bloß die ganzen Tage,
sondern auch die allaugeublicklichen
Geschwindigkeiten einander gleich finden),
« Pontécoukant „Théorie analytique
du système du monde“ (Paris. 1829)
II. 224. „La vitesse de rotation de
la terre (comme de tonte autre pla
nète) n’est sujette à aucune inéga
lité que la suite des siècles puisse
rendre sensible, en sorte que son
mouvement diurne (la ■ durée de son
jour sidéral) sera toujours uniforme
comme il l’est aujour-d'hui. “ — Der
Artikel (Stern >) Tag und Un Verän
derlichkeit seiner Dauer führt
mich übrigens »och ausführlicher auf diese
schon im Vortrage über »gerade Auf
steigung," S. 85, augebahnte Unter
suchung zurück.
** Ich drücke mich so, und zwar nicht ohne
Absicht, mit des verewigten gititi)»
Worten aus; denn anch Er hat der blo
ßen Wahrscheinlichkeit des Inductions-
schlnsses in der Astronomie hälifig de»
Vorrang vor der ganzen Strenge dcS
Syllogismus eingeräumt.