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Strahlenbrechungen.
welches ich hier abermals wiederhole, nur
noch einige ihrer damit verwandten be
sondern Wirkungen anzuführen. Dahin
gehört zunächst der Umstand, daß die Ré
fraction die aufgehenden Gestirne schon
im Horizonte zeigt, wenn sie doch ei
gentlich noch darunter stehen, und
eben so die wirklich schon untergegange
nen noch eine Zeit lang sichtbar erhält,
daher sie die Dauer ihrer Sichtbarkeit,
und demnach, wenn namentlich von der
fläche aus anzustellenden Beobachtungen ei
nes Gestirns, namentlich eines Plane
ten, werde» nämlich daselbst der Mo
ment seines Durchganges durch den Me
ridian <die gerade Aufstetgung-
nnd die Höhe, in welcher dieser Durch
gang erfolgt (also, mit Bezug auf die
Aeguatorspöhe des Beobachters, die Ab
weichung) bezeichnet. Bei der darauf
zu begründenden (geocentrischen) Ortsbe
stimmung des Planeten aber muß (so
wohl von seiner, alS) von der räumlichen
Ausdehnung der Erdkugel abstrahirt wer
den y man muß sich diese letztere als in
ihrem Mittelpuncte cvncentrirt den
ken können. Nun fästt, wie oben dar-
gcthan wird, für diesen die „Réfrac
tion" und Parallaxe hinweg, und
man ist also gezwungen, die von der
Erdoberfläche aus angestellten, bloß
relativen Beobachtungen des Planeten erst
von jenen beiden Einflüsse» zu befreien,
wodurch sie sich, wie sie demnach sollen,
auf jene» Mittelpunct reducirt finden
und etwas Absolutes werden.
Für den Mond aber ferner, sûr wel
chen man bei Berechnung der Länge
z.ur See ei» d. Art. S. 2î) allaugen
blicklich den von der Parallaxe und
„Réfraction" befreieten Ort im ent
sprechenden Vertical wissen muß, ist die
Kenntniß dieser beiden Einflüsse von viel
leicht noch größerer praktischer Wich
tigkeit; und die Leser finden deßhalb
in allen nautischen Werken immer eine
„Parallaxe des Mondes weni
ger der Réfraction" überschriebene
Tafel. — Dieß wird hinreichen, um die
Nothwendigkeit der strengsten Correction
wegen der R e fr a c t io » (nnd Parallaxe),
welche Nothwendigkeit ich hier eben »och
besonders hervorheben wollte, wiederhv-
lentlich darzuthun.
Sonne die Rede ist, den Tag verlän
gert. Da die Horizoutalrefrao-
tion (vergl. vorn) etwann 32' beträgt
und der scheinbare Durchmesser der
Sonne (für den Mond gilt das Näm
liche) nahe-eben so groß (nämlich — 30')*
ist, so macht diese Verlängerung sowohl
Morgens als Abends so viel Zeit aus,
als der Sounendurchmeffrr gebraucht, um
sich durch den Horizont zu schieden.
Dieß beträgt in unser n ** Gegenden:
für die Aequinoctialtage 3'/2 Minuten,
für den längsten und kürzesten Tag 4 Mi
nuten, demzufolge sich die Dauer unseres
längsten Tages durch die „astronomische
Strahlenbrechung" noch um 8 Minuten
vergrößert findet.
Innerhalb der kalten Zonen wird
der, in ihrem Sommer Statt findende
perpetuirliche Tag durch die Horizon-
talrefracti on noch in einem viel grö
ßeren Maße verlängert, weil, wie schow
oben mit Verweisung wegen des Räde
ren hierher angedeutet worden, die Re-
fraction in der dortigen kalten und daher
* Ich füge erläuternd, anmerkungsweiso^
nochmals hinzu r da der scheinbare Durch
messer der Sonne (sowohl als des
MondeS) Sv', und die Ho rizo uta l-
refractivn nahe eben so viel be-
trägt, so erscheint also die aus- oder
untergehende Sonne im ersteren Falle
schon, im andern aber noch g a 11 j-
über dem Horizonte, wenn sich, dein
wirklichen Srande dieses Gestirns ge
mäß , nur erst der oberste Ra »d-
punct der Gestiruscheibe in demselben
befindet.
" Nämlich für „Sphaera obl/qua nie
der Horizont also schief gegen den Ae-°
guator und dessen Parallelen (die Tag-
kreise der Sonne) liegt, und sich das Ge
stirn daher durch einen solchen schief
liegenden Horizont schieben muß. Für
,,Spliaera recta !< dagegen würde diese
Zeit (vergl. S t e r u z e i t> nur resp.
r '/2
und */ 15 Minuten (hier aber wa hre
S 0 n n e n z e i t) betragen. - Man könnte
noch nach dem Verhältnisse auch für
„ 8 pbaera paraliticó fragen; die Ant
wort auf diese Frage aber gleich oben
im Texte.