Full text: L-Z (2. Band)

Tafeln. 
56?i 
ohne darum viel mehr Genauigkeit zu 
gewähren, da ihnen das falsche Princip 
der Epicykel (vcrgl. d. A.) zu Grunde 
liegt. 
Nach manchen andern dießfallsigen Be 
mühungen von Copernikus, Tycho 
de Brahe u. s. w. gelang es endlich 
dem unsterblichen Kepler, dem Entde 
cker der wahren Gesetze des Planetenlau 
fes , diejenigen „Tabulae Rudolphinae“ 
(weil sie dem Kaiser Rudolph II. zuge 
eignet find). Ulm. 1627. Fol. erscheinen 
lassen zu können, von denen ausführli 
cher schon im A- Keplcr's Problem, 
S. 888, die Rede gewesen ist, und wel 
che unter jenem Namen der „N u d o l- 
p Hinischen Tafeln" ihr verdientes 
Ansehen bis auf das 18te Jahrhundert 
herunter behauptet haben. Nur erst um 
diese letztere Zeit und mit dem Bekann- 
tcrwcrden von Newton's erhabener 
Theorie der Gravitation (s. d. A.), 
wodurch sich besonders der Einfluß der 
Perturbatione n auf die himmlischen 
Bewegungen ergab, hat es gelingen kön 
nen, Vollkommeneres an die Stelle der 
Kepler'schen Arbeit zu setzen, und seitdem 
sind denn auch die Astronomen aller Län 
der bemühet gewesen, den astronomischen 
Tafeln ln immer erweitertem Umfange 
jede nur irgend wünschenswcrthe Genauig 
keit zu verschaffen, und ein L a h i r e, 
Lacaille, Lemonnier, Lalande, 
Del ambre, Laplac e, Zach, Mayer, 
Bürg, v. Lindenau (lauter uns aus 
früheren Vorträgen schon rühmlich be 
kannte Männer) u. s. w. u. s. w. haben 
den äußersten Fleiß in der Berechnung 
solcher Tafeln bewiesen. Einzeln habe 
ich diese Leistungen schon in den verschie 
denen Artikeln, worauf sie sich beziehen, 
namhaft gemacht; meine Leser finden in 
den Art. Sonne, Mond, Mer cur 
u. s. f. die für den Lauf dieser Gestirne 
berechneten Tafeln aufgeführt; und der 
sogenannten „H ü l fs tafeln ," d. h. sol 
cher, welche Ncbcnbedingungen, z. B. die 
Nebenbedingung der A b i r r u n g, Strah 
lenbrechung u. s. w., durch deren 
Einfluß noch andere Verschiedenheiten zwi 
schen den berechneten und erscheinenden 
Himmelsorten der Gestirne veranlaßt wer 
den, betreffen, geschieht ebenfalls in den 
bezüglichen Vorträgen Erwähnung, wo 
hin ich verweisen muß, da eine specielle 
nochmalige Wiederholung ohne besondern 
Nutzen seyn und doch viel Raum kosten 
würde. Eine sehr vollständige Verei 
nigung astronomischer Tafeln 
bietet aber die von mir oftcitirte „Ber 
liner Sammlung." Berlin. 1776. 3B. 
gr. 8. dar; — und nach ihrer Anleitung 
werde ich denn nunmehr sogleich zur Be 
trachtung der wichtigsten dieser Tafeln 
selbst übergehen, * jedoch, wie gesagt, nur 
Indeß muß ich, wenigstens anmerkungs- 
N'eise, »vch eine allgemeine Erinnerung 
vorausschicken, welche das Eigentliche 
der Sache mit andern Worte» abermals 
charakteristren, und mir zugleich Gelegen 
beit zur Erklärung mehrerer hierbei vor 
kommenden technischen Ausdrücke bie 
ten soll. 
Die in den Takeln gegebenen Zahlen 
nämlich gewähren nicht unmittelbar 
das Gesuchte; die Svnnentafeln z. B. ge 
ben nicht so unmittelbar die w a h re 
(Bahn-) Länge der Sonne, sondern nur 
die mittlere: wenn die Sonne — se 
tzen sie — ihre tropische Revolution 
(360° vom Frnhlingspuucte bis — vgl. 
unten — wieder dahin) in 365 T. 5 St. 
48' 49" vollendet, so macht sie durch 
schnittlich täglich 59' 8,3", und also 
z. B. in 3 Tagen 2° 57' 25". — Mehr 
als diesen mittleren Werth gewährt 
die auf die tägliche Bewegung der 
Sonne bezügliche Tafel unmittelbar »och 
nicht; die Ableitung der wahren Länge 
daraus, als des angesührtermaßen na 
türlich eigentlich Gesuchten, muß erst durch 
diejenigen Methoden bewirkt werden, zu 
denen sich namentlich im A. Gleichung 
der Bahn Anweisung findet. Aber in 
dem letztere wahre Länge solchergestalt 
doch ans jener mittleren folgt, ist sie 
eine „F u » c t i v ii“ derselben , gleichwie 
die mittlere Länge ihrerseits dagegen 
das „Argument" der also ans ihr zu 
berechnenden wahren Länge abgibt: den» 
„Argument" nennt man in der Astro 
nomie jede v e r â n d e r l i ch e Größe (wie 
hier die von Tag zu Tag wachsende 
„mittlere" Länge), von welcher eine 
andere, in Bezug aus jene ihre „F u ne 
tto n" genannte, und hier demnach die 
„wahre" Länge, nach einem gewissen 
Gesetze abzuleiten ist. 
Zur Darstellung dieser wahren aus der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.