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Tag.
scheu, schon im Laufe des Vortrages
vorausgeschickt habe, beende ich denn den
gegenwärtigen Artikel über „astrono
mische Tafeln."
Tag; Dies; Jour. Man nimmt die
ses Wort zunächst in einer doppelten Be
deutung: einmal für die Dauer einer
scheinbaren ganzen Umwälzung des Him
mels (in welchem Bezüge die näheren
Bestimmungen gleich folgen); das ande-
remal, im Gegensatze von Nacht, für die
Zeit des Aufenthaltes der Sonne über
dem Horizonte. In der ersten Bedeu
tung ist es der astronomische Tag,
welcher in seine 24 Stunden (— 1440
Minuten — 86400 Secunden)
getheilt wird; in der zweiten der natür
liche, wie gesagt, der Nacht entgegen
gesetzte Tag, welcher (vergl. unten) eine
sehr ungleiche Dauer hat, und auch wie
derum nicht mit dem bürgerlichen
Tage, von dem ebenfalls gleich besonders
die Rede seyn wird, verwechselt werden
darf.
Unter „astronomisch er Tag" in der
angedeuteten engeren Bezeichnung ver
steht man eigentlich den Stern tag (s.
Sternzeit): die Zeit der Rückkehr ei
nes Fixsterns* in den Meridian, d.h.
einer vollen Arendrehung der Erdkugel.
Dieser „Sterntag" hat, wie im citirtcn
Artikel St er »zeit ausführlich gezeigt
wird, eine vollkommen unveränderliche
Dauer; ein „Stcrntag" ist und war
(vergl. Aufsteigung, gerade, S. 85)
* Ich unterstreiche das Wort „Fixstern" da
oben, weil man im strengsten Sinne von
diesem „Stern tage" »och den Tag der
ersten Bewegung: der Rückkehr der
Nachtgleichen (des Frühlingspunctes)
in den Meridian unterscheidet, welche cs.
Vorrücken derNachtgleichen) die
bekannte eigene Bewegung unter den Fix
sternen haben, demzufolge sie den Meri
dian etwas f r ü h e r wieder erreichen (der
zufolge dieser „Tag der ersten Bewe
gung" etwas kürzer als der Stern
tag ausfallt). — Die Praxis bemerkt
diesen Unterschied, dessen Unmerklichkeir
auch im citirten Art. S t e r n z e i t nach
gewiesen wird, gar nicht; unter dem
theoretischen GestchtSpuncte mußte
ich ihn hier aber hervorheben.
schon in den ältesten Zeiten astronomi
scher Beobachtung vollkommen so lang,
als der andere. Und eben so muß dem,
sodann in weiterer Bedeutung auch als
„astronomischer Tag" zu bezeichnen
den mittleren Sonnentage (s.
Sonnenzeit), d. h. der Himmels-
Umwälzung in Bezug aus eine sol
che „mittlere" Sonne, absolute Un-
vcränverlichkeit beigelegt werden, indem
sich derselbe vom Sterntage um die con
stante Größe von 3 Minuten 56,3 Se
cunden Sternzeit unterscheidet (indem
jedweder „mittlere Sonnentag"
eben so stets 24 St. 3' 56",3 Stern
zeit wie jedweder Sterntag gerade
nur 24 Stunden solcher Zeit hält). Die
wahren Sonnentage dagegen, als
in jener weiteren Bedeutung, drittens
und letztlich, ebenfalls „astronomi
sche" Tage, sind untereinander von un
gleicher Dauer; ein solcher wahrer
Sonnentag unterscheidet sich in der Dauer
von dem als unveränderlich nachgewiese
nen mittleren Sonnentage bald um
mehr, bald um weniger; und dieser Un
terschied kann im Maximum bis auf±
30 Secunden (mittlerer Sonnenzcit)
steigen.*
* Ich bitte Leser, welche diese Untersuchung
noch weiter verfolgen wollen, um Ver
gleichung des Art. Gleichung der
Zeit, S. 660.
Solche Leier könnten auch noch fra
gen, ob wahre Sonnentage, deren Ver
schiedenheit an Dauer oben ohne Ein
schränkung behauptet wird, zuweilen
nicht auch unter sich gleich lang seyn
könnten? Dieß würde (dem citirten Art.
S. 657 gemäß) der Fall seyn, wenn die
an diesen Tagen von der Sonne in der
Ekliptik durchlaufenen, auf d e » A e-
quator reducirten Bögen gleich
groß ausfallen, welcher Fall, wie die Be
trachtung und Versinnlichnng des Vor
ganges bald zeigt, z. B. kurz vor und
nach dem Sommerfvlstitium ( 2 li. Juni)
eintritt. In der That dauert aber der
wahre Sonnentag des 20 ste» auf
den 21 sten Juni :
von Oh t- 5",78 )
bis 24h l' 18",09 |
also 24h „ 13",08,
mittlerer Zeit,