Full text: L-Z (2. Band)

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Tag. 
Endlich fängt unter den Polen selbst 
(„Spaera parallcla'), wo die Polhöhe, 
angegcbenermaßen, — 90°, der »best« n- 
dige" Tag (man hat dort keinen an 
dern) schon mit der Abweichung — 0 ( 
d. h. mit der Nachtgleiche an, und en 
diget erst mit der folgenden Nachtgleiche. 
Derselbe dauert also ein völliges Halb 
jahr, für den Nordpol vom Listen 
März bis 23ften Septeinbcr, für den 
Südpol vom Lasten September bis Liften 
Marz. Und es ist demnach, wie man sich 
bei näherer Prüfung des in diesem Ar 
tikel Vorgetragenen nunmehr überzeugen 
wird, überall auf der ganzen Erdkugel 
und im eigentlichsten Verstände ein hal 
bes Jahr lang Tag und eben so 
lange auch wieder Nacht; unter dem 
Aequator haben wir Tag und Nacht 
iinmer gleich lang; zwischen dem 
Aequator und den Polen die 
S u m in e der Taglängen der S u m in c 
der Nachtlängen gleich, und unter den 
Polen endlich so eben die Tagdauer 
— 72 Jahre gefunden. 
Dabei ist indeß, wie ich schon hervor 
gehoben babe und es jetzt nochmals be- 
vorworte, von allen denjenigen Neben 
umständen abgesehen, welche die Dauer 
der natürlichen Tage modificiren. Denn 
theils die scheinbare Größe der Sonnen 
scheibe, auf deren bloßen Mittelpunct 
sich der obige Calcül bezieht, und in de 
ren Gemäßheit der obere Rand eher 
auf und später untergeht, theils 
die astronomische Strahlenbrechung, 
welche (vgl. d. A.) das Bild der Sonne 
nördlicher Breite, macht der entsprechende 
Horizent also mit dem Aequator einen 
gleich großen Winkel von 20°. nnd die 
ien Horizont muß der Tagkreis der Sonne 
(ihr Parallel) nordwärts tanqiren, 
d, h. sie muß auch 20 ° nördlicher 
Atweichnng erreichen, welches de» 20 sten 
Mai erfolgt, um nun beim Hvhersteigei> 
bis zur Sonnenwende < 21 sten Juni) und 
beim nachherige» Wieberhinabsmken bis 
zur selbige» Abweichungsgränze (19tni 
2 " > > ) ganz über diesem Horizonte blei 
ben zu können. — Der Wechsel von 
Tag nnd Nacht dagegen tritt für diese 
Breite schon am 20sten Januar ein, wo 
die Sonne nach dem Wintersolstitium 
20 ° südlicher Abweichung hat. 
noch ganz über dem Horizonte erhält, 
wenn gleich die Scheibe schon unter den 
selben hinab gesunken ist (noch den un 
teren Rand im Horizonte zeigt, wenn 
sich, der Wirklichkeit gemäß, bereits der 
obere in demselben befindet), verlän 
gern den natürlichen Tag. Der letz 
tere Einfluß auf unsern längsten Tag 
beträgt, wie ich im citirten Art. Strah 
lenbrechung nachgewiesen habe, 
872 Minute»; 
der erstere kann in der 
ebenfalls dort gezeigten 
Weise zu halb so viel . 4'A „ 
berechnet werden, demge 
mäß die Dauer des l ä n g- 
sten Tages bei uns durch 
beide Ursachen zusammen , 
noch um 12 3 /4 Minuten 
vergrößert wird. 
Dieß dürsten etwann die wichtigsten, 
in Absicht auf den Erden tag zu ma 
chenden Anführungen seyn; ich bemerke 
nur noch, daß ich mich über die, unsern 
(Wochen-) Tagen beigelegten Namen: 
„Sonntag," „Montag" u. s. w. im be 
sondern Art. Woche auslafsen werde, 
wohin mir diese Erörterung häßlicher zu 
gehören scheint. 
Was dagegen die Tage der übrigen 
Planeten (vom Tage der Sonne ist 
im Art. So unen flecke, S. 4-45, und 
vom Tage des Mondes in Mo n d, 
S. 152, die Rede gewesen) betrifft, so 
kann es sich dabei natürlich nur um ih 
ren „Sterntag," d. h. also um die Dauer 
ihrer Rotation handeln, worüber sich 
speciell jeder Planetcn-Einzel-Artikel, 
im Allgemeinen aber der Collectiv- 
Artikel Planeten verbreitet, in wel 
chem S. 319 nachgewiesen ist, daß die 
Arcndrehung, der „Tag," der vier klei 
neren Planeten: Mer cur, VenuS, 
(Erde) und Mars, übereinstimmend, 
nahe 24 Stunden, der drei größeren 
Planeren: Jupiter, Saturn und 
Uranus (vom Neptun hat dieß noch 
nicht ermittelt werden können) aber, in 
eben so naher Uebereinstimmung, etwann 
10 unserer Stunden dauert.— Mit die 
ser betreffenden Hinweisung aus die ge 
nannten Artikel beschließe ich denn den 
gegenwärtigen Vortrag über „Tag."
	        
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