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Triangel —
Trigonometrie.
Bahnpuncte dem Einflüsse jener
Kraft entzogen würde, seinen
Weg n u n mehr in der, demselben Puncte
entsprechenden tangentiellen (geradli
nigen) Richtung fortsetzen müßte, indem
ihm letztere Tendenz somit jetzt beiwohnt,
und, der „Trägheit" zufolge, sich auch
behauptet, bis die gedachte Kraft neuer
dings eine Aenderung darin hervorbringt.
Dieß Eine Beispiel, auf welches ich
mich daher auch beschränke, macht, gehö
rig durchgedacht, den Begriff der „Träg
heit", unter unserm, wie gesagt, hier
allein aufzustellenden astronomischen
Gesichtspuncte vollkommen anschaulich;
auf weitere metaphysische Erörterun
gen darüber habe ich aber nicht einzugehen.
Triangel, ebener, s. d. gleich fol
genden Art. Trigonometrie.
Triangel, sphärischer, s. eben
falls Trigonometrie, besonders aber
auch Kugeldreieck.
Trigonometrie Z Trigonomotria :
Trigonometrie , wörtlich Dreieckmes-
sung, ist die Wissenschaft, welche lehrt,
zu drei von den sechs Bestandtheilen ei
nes Dreiecks gegebenen Stücken, die drei
übrigen durch Rechnung zu finden. Ich
sage durch „Rechnung": denn Con-
struction macht eigentlich nie den
Zweck der „Trigonometrie" aus, daher
sie eben praktischer Anwendungen so
vorzüglich fähig ist. Die Astronomie
(und besonders auch die Geodäsie) ver
danken ihr aus diesem Grunde viele ih
rer genauesten Resultate; und ich weise
ihr deßwegen, vor andern mathemati
schen Disciplinen, hier einen besondern
Artikel an, obwohl ich freilich gleich be-
vorworte, nicht in das unermeßliche De
tail eingehen, sondern, mit Vorausse
tzung der Kenntniß der Sache selbst, nur
den allgemeinsten Begriff vom Umfange
der Trigonometrie geben, und auch dieß
Wenige bloß unter unserm speciellen
a str on o misch en Gesichtspuncte auf
fassen zu können.
Die Trigonometrie zerfällt nämlich in
die e b c n e, sphärische und sp h ä-
r o i d i s ch e.
Die (1.) „ebene" Trigonome
trie (Trigonometria plana; Trigono
metrie plane ou rectiligne) lehrt, aus
drei gegebenen Bcstimmungsstücken ei
nes geradl in ig en Triangels die drei
übrigen zu „berechnen" , wobei sie aber
als einschränkende unerläßliche Nebenbe
dingung ausdrücklich verlangt, daß unter
jenen Daten wenigstens Eine Seite
nach ihrem wahren linearen
Werthe (nach ihrer wahrenLänge
in Meilen, Fußen)* enthalten sey.
Und hierdurch unterscheidet sie sich nun,
außer der Verschiedenheit der Entwer-
fungsfläche, eben noch von der, schon im
besondern Artikel Kugeldreieck als
vorzüglich astronomisch characte-
risirten
(2.) „sphärischen" Trigonometrie, wel
che sich auch mit den drei Winkeln
als Daten begnügt, da es ihr nämlich
nicht sowohl um lineare Bestimmun
gen , als vielmehr um Bogen-Ermitt
lungen in Graden, Minuten, ganz ab
gesehen von deren absoluter Länge, also
wirklich nur um etwas Relatives,
zu thun ist. Indem die „sphärische
Trigonometrie" aus jenen bloßen drei
Winkeln eines durch Bögen dreier größ
ter Kreise an der Jnnerfläche der schein
baren Himmelshohlkugel gebildeten Ku
geldreiecks diese Bögen ableitet, sieht
sie von deren absoluter Größe schon
deßwegen ganz ab, weil die bezügliche
Hohlkugel, der räumlichen Ausdeh
nung nach, etwas ihr durchaus Unbe
kanntes , etwas Eingebildetes ist: der
fernste Fixstern und das nächste
Gestirn: der Mond, erscheinen an
der Himmels-Hohlkugelfläche g a n z g l e i ch
* Die bloße Kenntniß der drei Winkel
eines ebenen Dreiecks läßt nämlich die
absolute Länge der Seiten ganz un
bestimmt ; sie lehrt, wie wir davon j. B.
in Kcpler's Regeln, S. 895, eine
Anwendung gesehen haben, nur das Ver
haltn iß der Seiten, ihre relative
Größe, kennen. Im parallaktischen Drei
ecke (P ara l la x e, S. 250). zum andern
Beispiele, muß ich den Erdhalbmesser nach
seiner absoluten Größe in Meilen
wisse» , wenn ich die entsprechende Ge
stirn-Entfernung eben so absolut in
Meilen haben will; ich erlange dieselbe
sonst nur relativ, nur im Verhält
nisse zu jenem Halbmesser als
Einheit.