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Umdrehung.
4. und der große Französische Uhrkünst-
ler Berthoud (Ferdinand, geb. 1727
in der Grafschaft Ncuschatel, aus ange-
borner Neigung Uhrkünstler, und gestor
ben ZU Paris 1807) „Traité des hor
loges.“ 2te Au fl. Paris. 1786. 4. Für
das Bedürfniß meiner Leser, namentlich
unter unserem astronomischen Ge
sichtspuncte , wird genügen des fleißigen
Leipziger Astronomen Jahn „Anleitung
zur Bestimmung des Ganges und Stan
des der Uhren." Lpzg. 1842. 8., wo S.
23 die Bedingungen einer guten astro
nomischen, nach mittlerer Zeit eingerich
teten Pendeluhr angegeben werden.
Ueber Chronometer im besondern
verbreitet sich dagegen Hansen (der
uns vielfach bekannt gewordene, zeitige
Director der Sternwarte Seeberg bei
Gotha) „Ueber Chronometer." Altona.
1840. 8.
Endlich und schließlich füge ich diesem
Vortrage über Uhren noch die, wohl
manchem meiner reicheren Leser willkom
mene Bemerkung bei, daß („Astronom.
Nachrichten." Nr. 601) der Uhrkünstler
T i e d e zu Berlin astronomische
Pendeluhren in größter Vollkom
menheit zu 300 bis 400 Thalern (preu
ßisch), Taschen-Chronometer aber zu
350 Thalern liefert.
Umdrehung, Umwälzung, „Aren-
drehung," „Notation;" Rotatio, Gyra-
tio ; Rotation. Ich habe von der Um
drehung (Umwälzung) der Himmelskör
per um eine Are zwar schon in den bei
den bezeichneten Artikeln unter verschie
denen Gesichtspunkten gehandelt; dieser
Gegenstand ist aber von so weiter Na
tur und in der Astronomie von solcher
Wichtigkeit, daß ich hier nochmals beson
ders darauf zurückkommen muß.
Allgemein zuvörderst belegt man
mit dem Namen der „Umdrehung" die
jenige Bewegung eines beliebigen
Körpers, wobei eine gewisse gerade Li
nie in ihm in („relativer"*) Ruhe ver-
* Wirklich nur in „relativer," nicht i»
absoluter Ruhe; denn die Linie (Rota
tionsare) drehet sich allerdings mit; sic
behauptet dabei bloß ihre Stellung ge
gen die nämlichen Raum puñete (ihren
Ort). — Diese Nichtunterscheiining gibt
harrt, seine übrigen Puncte aber Kreise
um dieselbe beschreiben; diese Linie nennt
man die Are der Umdrehung (Axis
rotationis s. gyrationis; síxe de rota-
tion), und die Puncte, in welchen sie frt<y
Oberfläche des Körpers schneidet, die
Pole der Umdrehung (Poli rota
tionis ; Poles de rotation). Ist der ro-
tirende Körper in speeie eine Kugel
(kugelförmig) *, womit als ausschließen
der Gestalt der Weltkörper, die Astrono
mie, angegebenermaßen, es hierunter al
lein zu thun hat, so heißt der, auf der
Are lothrechte größte Kreis der A e q u a-
tor der Umdrehung, und jeder mit
ihm gleichlaufende kleinere Kreis ein
Parallelkreis; den Polen, eben
so wie den übrigen, in der Are selbst
liegenden Puncten wird bei dieser „Um
drehung" Ruhe im obigen Sinne beige
messen.
Im Universum sodann, um nunmehr
zu der in den bezeichneten Artikeln an
gedeuteten Art der Erscheinung zu kom
men, in dessen freiem Raume wir
uns diese kugelförmigen W e l t k ö r p e r,
aufweiche sich, wie gesagt, unsere astr o-
n o m i s ch e n Erörterungen über „Um
drehung" beschränken, freischwebend
vorzustellen haben, bewirkt ein directer
(nach dem Centrum gerichteter) Stoß
gegen ^ine solche Kugel ** (vergl. Bah-
n e n, <£>. 104) bloß das geradlinige Fort
gehen derselben ohne Umdrehung (bloß
eine „progressive" ohne gleichzeitige „ro
tatorische" Bewegung); der excentri-
s ch e Stoß aber bringt neben dem pro-
ofr genug Anstoß, welchem durch eine so
einfache Bemerkung alöbald begegnet wird.
* Ich will mit diesem Ausdrucke (vgl. hin
ten) nur dem Einwände vorbeugen, wel
chen man mir aus der „sp h ä r o i d !-
scheu," von der reinen Kugel jedoch we
nig abweichenden Form der Gestirne Her
leiren könnte.
* v Oie Theorie der Rotation verlangt auch
noch die „Gleichartigkeit" (mate
rielle Homogeneitar) der Kugel; ich habe
(vergl. Erde, S. 371, wo man nur
statt des Druckfehlers „wechselnden," w a ch-
senden zu lesen hat) die Gleichar
tigkeit in den verschiedenen c v n cen
tri scheu p l a n e t a ri sch e ii Schich
ten nachgewiesen.