Full text: L-Z (2. Band)

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Umlaufszelt. 
neten Erde aus unmittelbarer Beob 
achtung der Sonne und Kenntniß der 
Bewegung der beweglichen Puncte, auf 
welche er sich in nachgewiesener Art sonst 
dabei beziehen muß, ableitet. Der Beob 
achter auf jedem andern Planeten 
selbst könnte von diesem seinem Pla 
neten aus, wie gesagt, ganz eben so ver 
fahren ; der irdische Astronom aber, 
welcher doch nur den Beobachtungs-Stand- 
punct der Erde einnimmt, muß zur Er 
mittlung derselben „Umlaufszeiten" der 
andern Planeten, bevorwortetermaßen, 
auch andere Wege einschlagen. Welche 
aber nun? 
Zur Beantwortung dieser Frage er 
messe man, daß, wiewohl Ihm sein irdi 
scher Standpnnct, statt der, nachgewiese 
nermaßen , erforderlichen heliocentri 
schen Orte, unmittelbar und im Allge 
meinen allerdings nur geocentrische 
Orte des Planeten gewährt, daß sich jedoch 
unter der letzteren solche befinden, welche 
die Stelle jener ersteren vertreten kön 
nen ; meine Leser wissen ans den Arti 
keln Opposition und C o n j u n c t i o n, 
daß die heliocentrischen und geocentrischen 
Planeten - L ä n g e n, worauf es hierbei 
ankommt, in jenen beiden Aspecten gleich 
(oder genau um 180" verschieden) sind, 
und daß man die Zeit der Rückkehr der 
re«p. oberen und unteren Planeten 
in diese Stellungen die s p n o d i sch e 
lvergl. d. A.) „Nmlaufszeit" nennt. 
Diese Rückkehren eines oberen Plane 
ten, z. B. Mars, zur Opposition, 
oder eines unteren, z. B. Mercur, 
zur Co njunct ion mit der Erde, diese 
sy n o d i sch c „U m l a u fs z e i t" der Pla 
neten ist aber vom irdischen Standpuncte 
aus offenbar immer beobachtbar;" und 
es kommt also nur noch darauf an, aus 
* „Immer beobachtbar;« der Charakter der 
Opposition besteht darin, daß der 
obere Planet dann eben um Mitter 
nacht ciilminirt, wogegen die Co ni u n c- 
tion am gleichzeitigen Meridiau- 
durchgange des unteren Planeten und 
der Sonne erkannt wird; ist die Con 
junction dabei auch eine „untere,« so 
kann z. B. Mercur nach Umständen als 
ihr die tropische * Umlaufszeit abzu 
leiten, welche letztere in der oben gezeig 
ten Art, mit Rücksicht aus das Maß der 
indeß vorgegangenen Bewegung der be 
treffenden beweglichen Puncte, hinwiede 
rum die fide rische und a n omali- 
ftische (vergl. hinten) von selbst ge 
währt. 
Sey also solchergestalt die „synodi- 
sch e Umlaufs zeit" des Mars, wor 
auf ich mich hier ** als Beispiel beschränke 
(Opposition, S. 237), — 2 unserer 
Jahre 50 Tage — 780 unserer Tage 
(ich brauche für meinen gegenwärtigen 
Zweck nicht schärfer zu rechnen) unmit 
telbar beobachtet worden, und es solle 
daraus die tropische abgeleitet wer 
den , so lehrt ein einfaches Nachdenken, 
daß, gleichwie die (schnellere) Erde in 
deß zwei volle (Jahres-) Umläufe und 
darüber noch einen 50tägigen Bahnweg, 
d, h. (mit zureichender Genauigkeit) 49° 
gemacht hat, vom langsameren Mars 
dagegen nur Einmal der Vollkreis der 
360° und außerdem jene nämlichen 49", 
oder zusammen 409° durchlansen sind; 
und man weiß demnach, daß dieser Pla 
net in den obigen 780 Tagen überhaupt 
409" zurücklegt, woraus die gesuchte 
„tropische" (die auf 360" kommende) Um- 
lanfszeit (x) durch die Proportion 409" 
: 780 Tagen — 360° : x = 
360.780 
409 
— 686 Tage folgt (wie wir dieselbe 
I. c. S.236 in ganzen Tagen auch 
wirklich gefnnden haben). *** 
v Weßhalb hier nun eben die „tropische" 
und nicht die „stderische"? Die Antwort 
in Opposition, S. 236. 
** Die Anwendn»g auf den zum zweiten 
Beispiele gewählten Mere u r ist im Art. 
Conjunction, S. 202 , so wohl ge 
mocht, doß ich gern dahin verweise. 
*** In O pp v siti o n, S. 237, hotten 
wir ous einem andern Wege die Rela 
tion zwischen der sy» o d i scheu Umlaufs» 
zeit < 8 ) des Mors, seinertropischen 
(1), und tropischen Revolution (t) 
o Tt 
der Erde, 8 — — gefunden, wel- 
schworzer Punct auf der Sonncn- 
scheibe gesehen werden. — Also in der 
That „immer beobachtbar." 
che Gleichung mit der voranstellenden nicht 
übereinzustimmen scheint. Allein eS folgt 
aus ihr das >m Terte gesuchte T =
	        
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