Full text: L-Z (2. Band)

Uranus. 
sil.» 
Spiegel-Teleskop beschäftiget, als Er im 
Thierkreise (vergl. d. Art.) zwischen 
den Hörner» des Stiers und de» Füßen 
der Zwillinge einen kleinen Stern 
wahrnahm, der sich durch das 227 Mal 
vergrößernde Fernrohr als eine Scheibe 
von merklichem Durchmesser darstellte, 
und sich dadurch von den Fixsternen, 
welche (s. d- Art. S. 540) auch in de» 
allcrstärksten Fcrnröhren nur als untheil- 
bare Puncte erscheinen, sogleich unter 
schied. Bei nachheriger Anwendung ei 
ner 460 und 932maligcn Vergrößerung*, 
wurde diese Scheibengestalt immer merk 
licher. Herschel bestimmte nun durch 
ein Mikrometer (s. d. Art., wo dieß 
zur genauesten Abmessung kleiner Distan 
zen am Himmel dienende Instrument aus 
führlich beschrieben wird) die Stellung 
des Gestirns gegen die umgebenden Fix 
sterne, und erhielt solchergestalt bald die 
Ueberzeugung seiner Eigeubewegung ge 
gen Osten, wodurch er sich vor den letz 
teren, als ihren Platz unbeweglich („fix") 
behauptenden Weltkörpcrn, noch mehr aus 
zeichnete. Auf den ersten Anblick hatte 
Herschel (Phil. Transact. für 1781. 
P. 1, wo Er Rechenschaft von seiner wich 
tigen Entdeckung ablegt) diesen Stern 
zwar für einen Kometen genommen; al 
lein der gänzliche Mangel eines Schwei 
fes oder Nebels und die Regelmäßigkeit 
eures) ein großes physikalisches Werk über 
dos Lichr, deutsch durch Schmidt: „Tbeo- 
rie deö Lichtes." Stuttg. 183t. 8 . be 
rühmt gemacht. Zurückgekehrt von einer 
Reise nach dem Vorgebirge der guten 
Hoffnung zu Beobachtungen des südlichen 
Himmels, deren Resultate: ,.Results of 
astronomical observations macle du- 
ring the years 1834 — 1838 at the 
cape of good hope. C£ London. 1847. 
4. — so eben erst veröffentlicht worden 
sind, steht er jetzt als Professor bei der 
Universität zu Cambridge, und wirkt dorr 
fortwährend eifrig für seine Wissenschaft. 
Nämlich durch Anwendung von Ocularcn 
geringerer Brennweite, indem der 
„Reflector," d. h. das Spiegel-Te 
leskop (S. 472), gleichwie der „Rcfrac- 
tor" (das gewöhnliche Fernrohr) so oft 
vergrößert, als die Brennweite des Ocu- 
lars in der Brennweite (des Objcetivs) 
deS Hohlspiegels enthalten ist. 
seines Laufes ließen denselben bald für 
einen bis dahin unbekannten Plan e ten 
erkennen. Am Tage nach seiner Entde 
ckung, den 14tenMärz, hatte der Stern 
mit der Sonne in östlicher Quadratur 
(90° östlich, links von ihr) gestanden 
(um 6 Uhr Abends culminirt); seine 
damals rechtläufige, also nach Osten 
gehende Eigeubewegung betrug in 24 
Stunden kaum ^Minuten;* und man 
konnte also beurtheilen, daß ihn die, iir 
der nämlichen Richtung schneller (bei 
läufig io täglich) vorrückende Sonne, 
welcher ich zu mehrerer Anschaulichkeit 
die Erdbewegung beilege, in etwann 90 
Tagen, Mitte Juni, erreichen und mit 
ihm in Conjunction treten werde, 
wonächst er, von der östlich immer wei 
ter rückenden Sonne wieder verlassen uno 
ihr bei der Tagesbewegung nun 
vorausgehend, in der Morgendänr- 
merung sichtbar werden müsse. Schon 
vorher aber fand ihn der uns wielfach 
bekannt gewordene Englische Astronom 
M a s ke l y n e, aufmerksam gemacht durch 
Herschcl's Publikationen, noch in den 
Abenddämmerungen des März auf; 
und auch in Frankreich gelang dieß 
dem uns nicht weniger bekannten Astro 
nomen Messier. Nach Deutschland 
kam die Nachricht später; und cs glückte 
hier dem damaligen Berliner Hof-Astro 
nomen, unserem viel erwähnten B o d e, 
erst am. 2ten August, den neuen Plane 
ten , nunmehr also in der Morgen 
dämmerung zu beobachten. Man sah ihn 
sodann am 25stcn Septbr. (immer noch 
1781) in der zweiten (westlichen) Qua 
dratur, wo er demnach 6 Uhr Morgens 
culminirte, und wo er „statt onair"** 
* Wenn Uranus täglich rtwann %' macht, 
so durchläuft er 1 ° (60') in 80 Tage», und 
360°, d. I). seine ganze Bahn also in (80 . 
360 — < 28800 Tagen — etwann 80 Jah 
ren ; so lange dauert aber, wie wir jetzt 
wissen, die (vgl. hinten) ungefähre Re 
volution dieses Planeten wirklich; und Her- 
schcl hatte also richtig beobachtet. — Vom 
(geringen) Unterschiede zwischen geocen 
trischer und heliocentrischer Orts- 
verändcrung des so weit entfernten 
Gestirns ist dabei abgesehen. 
*■* Leser, welche diesen Art. also vergleichen 
sollten, habe ich wegen eines dort S. 502,
	        
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