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Uranus.
dauert, unter welchem Gcsichtspuncte ich
sogleich darauf zurückkomme. Her schei,
der angegebene erste Beobachter dieser
Anomalien, macht aber („Phil. Trans
act.“ für 1798, S. 47) dazu die inter
essante Bemerkung, „daß uns diese merk
würdigen Anomalien bei ihrem Vorkom
men an den Grenzen (wenn auch nicht
an den äußersten, welche jetzt der
— vergi. Planeten — erst unterdeß ent
deckte „Neptun" bezeichnet) des Sy
stems wahrscheinlich auf ganz andere, in
den folgenden höheren Systemen zu
erwartende Einrichtungen vorbereiten
sollen."
Die nun also näher zu betrachtende,
so außerordentlich viel längere Dauer der
Jahreszeiten auf dem Uranus weist näm
lich, wie ich diesen Gcsichtspunct für die
sogenannten „oberen Planeten" (die
„zweite Gruppe") schon öfter aufge
stellt habe, auf eine, in demselben Ver
hältnisse größere Stabilität der dortigen
Lebenseinrichtungen hin. Einem 21 jäh
r i g e n Uranus - Frühlinge werden
andere und dauerndere Blu men blühen,
einem 21jährigen dortigen Herbste
andere, ausgebildetere Früchte reifen,
als die entsprechenden nur 3 monatli
chen Jahreszeiten der Erde zu liefern im
Stande sind; * und den Existenzformen
auf dem Uranus muß also schon aus
diesem Grunde ein eben so anderer und
höherer Charakter, als auf unserem Pla
neten beiwohnen. Hierzu tritt die be
reits vorn ermittelte mehrere Stoff
feinheit der diesen Planeten constitui-
renden Materien: wir hatten die mitt
lere Dichtigkeit desselben 4 Mal gerin
ger als der Erde gefunden, dem zu Folge
für alles dort Vorhandene ein minder
derb-körperlicher, ein ätherischerer Charak-
berS bleibt, diese Bestimmung aus alle
einzelne Phase» auszudehnen, welches mich
hier zu weit führen würde.
* Man könnte mir hier den geringeren
S v n n e n e i n f l u ß auf dem so viel wei
teren Uranus einwenden; allein ich habe
schon oster, und namentlich erst noch im
Art. Jupiter, S. 831 , darauf auf
merksam gemacht, daß den Atmosphären
dieser Sonnen-ferneren Planeten ein ganz
anderes Licht- und Wärme-Enrwicklnngs-
Bermögen beigeniessen werden muß.
ter angenommen werden darf. Allein ich
selbst will diese Schlußsolge des Beweises
für eine solchergestalt wachsende Vollkom
menheit des Seyns nach Maßgabe der
mehreren Entfernung der Planeten vom
Centralkörper, womit nicht nur ihre Un
abhängigkeit von demselben, und ihre Jah
resdauer, sondern, wie wir schon beim
Jupiter und Saturn gesehen haben,
und nun nicht weniger beim Uranus
wahrnehmen, auch die Sto ff fei nh eit
ihrer Körper Welt wächst, nicht fort
setzen : man hat mir die Lebhaftigkeit
meines Enthusiasmus für diese Idee zu
weilen sogar zum Vorwurfe gemacht; und
ich übertrage die weitere Ausführung da
her lieber einem Dritten: dem ehrwür
digen Philosophen Kant, welchen ein
gleicher Vorwurf nicht treffen wird. Die
ser tiefsinnige Denker sagt aber (vergi.
Planeten, S. 320.) in seiner „Natur
geschichte und Theorie des Himmels,"
4te Aufl. Zeitz, 1808. gr.8. S. 132 und
134, in vollkommenster Uebereinstimmung
mit meiner Hypothese, ausdrücklich und
wörtlich : „cs sey nach den von ihm ent
wickelten Analogien als unzweifelhaft an
zunehmen , daß die Vollkommen
heit der materiellen sowohl als
der Geisierweit vomMercur bis
zum Uranus, oder, wofern von
dort ab noch ferner Planeten
e r i st i r t e n, * darüber hinaus,
nach dem Verhältnisse der Ent
fernungen v o n d e r S o n n e wachse
und fortschreite, und daß sich der
Stofs, aus welchem die B e w o h-
n e r dieser verschiedenen Plane
ten m i t I n b e g r i s f e der Thiere
und Pflanzen gebildet worden,
in demselben Verhältnisse von
leichterer und feinerer Art fin
de, demgemäß namentlich den
„Uraniten" eine größere Elasti
cität der Faser und überhaupt
eine vortheilhaftere Anlage des
Baues b e i g e m c s s e n werden müs-
s e." — Eine leuchtendere Uranus-
Aussicht, als diese Kantische, weiß
ich nicht aufzustellen; und ich beschließe
daher meinen Vortrag über diesen Pla-
* SSBfirf) eine herrliche Vvrhervcrkündignng
des Neptun ans höheren, als bloß
astrvnomisch-rechnenden Gründen!