Full text: L-Z (2. Band)

Variation des Mondes 
623 
Die Moiidungleichhcit der Va 
riation wird aber, wie ich gleich erst 
noch mit bestimmteren Worten erklären 
wollte, dadurch veranlaßt, daß die Gra 
vitationswirkung der Sonne 
auf den Mond in denjenigen beiden 
Quadranten seiner Bahn (den in 
unserer Figur 3 der Tafel XXII. mit l 
und 3 bezeichneten), in welchen derselbe 
von den Syzygien (der Conjunction 
und Opposition) weg geht, seiner durch 
die Centralkraft der Erde hervorgebrach 
ten Bahngeschwindigkeit jetzt zu 
wider wirkt, wogegen jene Pcrturba- 
tion in den beiden andern Qua 
dranten (2 und 4 der Figur), in de 
nen der Mond auf die Syzygien 
vielmehr zueilt, mit der Erd-Attraction 
conspirirt, welches Princip man 
bei dem bloßen Anblicke der Figur ohne 
weiteres zugibt; und diese Ungleichheit 
äußert sich, wie die Beobachtung und der 
darauf begründete, in der Anmerkung 
beigebrachte Formelausdruck lehrt, am 
stärksten in den Oc tan ten, wogegen 
sie in den Syzygien und Quadra 
turen verschwindet, eine Anführung, 
welche mit dem gleich Folgenden nur in 
einem scheinbaren Widerspruche steht, 
daher ich bitten muß, erst die ganze 
Auseinandersetzung zu lesen. 
Da hiernach nämlich die Variation 
die Mondgcschwindigkeit nach Maßgabe 
der Annäherung zu den Syzygien ver 
mehrt und, umgekehrt, nach Maßgabe 
der Entfernung davon vermindert, so 
folgt hieraus, wie man nicht weniger so 
gleich zugibt, daß das Maximum der 
daher rührenden Geschwindigkeits-Be 
schleunigung in den Syzygien, gleich 
wie das Minimum dieser Geschwindig 
keit in den Quadraturen, als den 
von jenen entferntesten Puncten, eintritt. * 
den <i» der Erde durch eingebildete Gc- 
sicktslinien nflch den Längenpuncten eines 
mittleren Mondes und einer mitt 
leren Sonne formirten Winkel zu be 
zeichnen. 
* Hiernach sollte man, um nur gleich fluf 
den eben Angedeuteten „schein bflren 
Widerspruch« zu kommen, freilich glau 
ben , daß auch die größte Wirkung 
dieser GeschwindigkeitS - Veränderung in 
denselben Puncten Statt haben mußte; 
II. 
Mit dieser solchergestalt vergrößerten Ge 
schwindigkeit geht demnach der wahre 
Mond W unserer Figur von der einen 
Syzygie, der Conjunction 8 mit der 
Sonne, aus, und eilt also dem, mit ihm 
gleichzeitig ausgehend angenommenen 
mittleren Monde M dort anfäng 
lich voran, bis die hier also retar- 
tircude Wirkung der Sonne diese seine 
noch überwiegende Geschwindigkeit allmä- 
lig ralentirt und sie erst der mittleren 
gleich macht. Dieß geschieht aber natür 
lich da, * wo sein Vorsprung eben der 
größte geworden ist, d. h. auf der 
Hälfte des Weges, in A zwischen W 
und M, im (vergi, d. Anmerk.) ersten 
Octanten; und in dieser Phase des er 
st e n O c t a n t e », also bei einem Abstande 
von der Sonne, einer Längenverschieden 
heit — 45°, ist demnach der Orts un 
ter schied zwischen dem „variirten" 
(dem wahren) Monde W und dem 
mittler nt M a in größten (ein er 
stes Maximum). ** Bis dahin war 
allein dieselbe tritt (M v n d Ungleich 
heiten, S. 186 und hinten) vielmehr 
erst längere Zeit nach der Dauer der 
Ursache ein, — und diese Bedingung ist 
der eigentliche Schlüssel des Räthsels. 
* Wieder Mondungleichheiten, I. c. 
— Da ferner die, wenn ich so sagen darf, 
„variirte« Mondgeschwindigkeit in den 
Syzygien am größten und in den 
Quadraturen am kleinsten ist, so 
ergibt sich (vergl. auch »och die folgende 
Anmcrk.) von selbst, .daß der Ueber- 
g ang von der ersteren zur letzteren, d. h. 
die mittlere, auch auf dem halben 
Wege, nämlich im Octanten, oder 
also da eintritt, wo der Wege-Bor- 
sprung des wahren vor dem mittleren 
Monde eben sein Maximum erreicht hat. 
— Die rechte Einsicht in die Sache ist 
freilich nicht ganz leicht; wer aber mei 
ner Darstellung mit aller Aufmerksamkeit 
folgt, der muß diese Einsicht doch er 
langen. 
Die Formel: Variation — 39' sin 2 
Längendifferenz , zeigt eS, indem 2.45° 
— 90°, wovon der Sinus = -f- 1. 
Auch sieht man ohnedieß leicht ein, baß 
das Maximum der Wirkung erst da ein 
treten (die S u m m e der bis dahin Statt 
gefundenen E i n zelWirkungen erst da 
79
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.