Variation des Mondes
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Die Moiidungleichhcit der Va
riation wird aber, wie ich gleich erst
noch mit bestimmteren Worten erklären
wollte, dadurch veranlaßt, daß die Gra
vitationswirkung der Sonne
auf den Mond in denjenigen beiden
Quadranten seiner Bahn (den in
unserer Figur 3 der Tafel XXII. mit l
und 3 bezeichneten), in welchen derselbe
von den Syzygien (der Conjunction
und Opposition) weg geht, seiner durch
die Centralkraft der Erde hervorgebrach
ten Bahngeschwindigkeit jetzt zu
wider wirkt, wogegen jene Pcrturba-
tion in den beiden andern Qua
dranten (2 und 4 der Figur), in de
nen der Mond auf die Syzygien
vielmehr zueilt, mit der Erd-Attraction
conspirirt, welches Princip man
bei dem bloßen Anblicke der Figur ohne
weiteres zugibt; und diese Ungleichheit
äußert sich, wie die Beobachtung und der
darauf begründete, in der Anmerkung
beigebrachte Formelausdruck lehrt, am
stärksten in den Oc tan ten, wogegen
sie in den Syzygien und Quadra
turen verschwindet, eine Anführung,
welche mit dem gleich Folgenden nur in
einem scheinbaren Widerspruche steht,
daher ich bitten muß, erst die ganze
Auseinandersetzung zu lesen.
Da hiernach nämlich die Variation
die Mondgcschwindigkeit nach Maßgabe
der Annäherung zu den Syzygien ver
mehrt und, umgekehrt, nach Maßgabe
der Entfernung davon vermindert, so
folgt hieraus, wie man nicht weniger so
gleich zugibt, daß das Maximum der
daher rührenden Geschwindigkeits-Be
schleunigung in den Syzygien, gleich
wie das Minimum dieser Geschwindig
keit in den Quadraturen, als den
von jenen entferntesten Puncten, eintritt. *
den <i» der Erde durch eingebildete Gc-
sicktslinien nflch den Längenpuncten eines
mittleren Mondes und einer mitt
leren Sonne formirten Winkel zu be
zeichnen.
* Hiernach sollte man, um nur gleich fluf
den eben Angedeuteten „schein bflren
Widerspruch« zu kommen, freilich glau
ben , daß auch die größte Wirkung
dieser GeschwindigkeitS - Veränderung in
denselben Puncten Statt haben mußte;
II.
Mit dieser solchergestalt vergrößerten Ge
schwindigkeit geht demnach der wahre
Mond W unserer Figur von der einen
Syzygie, der Conjunction 8 mit der
Sonne, aus, und eilt also dem, mit ihm
gleichzeitig ausgehend angenommenen
mittleren Monde M dort anfäng
lich voran, bis die hier also retar-
tircude Wirkung der Sonne diese seine
noch überwiegende Geschwindigkeit allmä-
lig ralentirt und sie erst der mittleren
gleich macht. Dieß geschieht aber natür
lich da, * wo sein Vorsprung eben der
größte geworden ist, d. h. auf der
Hälfte des Weges, in A zwischen W
und M, im (vergi, d. Anmerk.) ersten
Octanten; und in dieser Phase des er
st e n O c t a n t e », also bei einem Abstande
von der Sonne, einer Längenverschieden
heit — 45°, ist demnach der Orts un
ter schied zwischen dem „variirten"
(dem wahren) Monde W und dem
mittler nt M a in größten (ein er
stes Maximum). ** Bis dahin war
allein dieselbe tritt (M v n d Ungleich
heiten, S. 186 und hinten) vielmehr
erst längere Zeit nach der Dauer der
Ursache ein, — und diese Bedingung ist
der eigentliche Schlüssel des Räthsels.
* Wieder Mondungleichheiten, I. c.
— Da ferner die, wenn ich so sagen darf,
„variirte« Mondgeschwindigkeit in den
Syzygien am größten und in den
Quadraturen am kleinsten ist, so
ergibt sich (vergl. auch »och die folgende
Anmcrk.) von selbst, .daß der Ueber-
g ang von der ersteren zur letzteren, d. h.
die mittlere, auch auf dem halben
Wege, nämlich im Octanten, oder
also da eintritt, wo der Wege-Bor-
sprung des wahren vor dem mittleren
Monde eben sein Maximum erreicht hat.
— Die rechte Einsicht in die Sache ist
freilich nicht ganz leicht; wer aber mei
ner Darstellung mit aller Aufmerksamkeit
folgt, der muß diese Einsicht doch er
langen.
Die Formel: Variation — 39' sin 2
Längendifferenz , zeigt eS, indem 2.45°
— 90°, wovon der Sinus = -f- 1.
Auch sieht man ohnedieß leicht ein, baß
das Maximum der Wirkung erst da ein
treten (die S u m m e der bis dahin Statt
gefundenen E i n zelWirkungen erst da
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