Full text: L-Z (2. Band)

Variation des Mondes. 
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rer Conjunction in8 zueilt, seine 
Geschwindigkeit vermehrt, demgemäß, 
ebenfalls nach derselben Weise, in D, 
dem vierten Octanten, bei 315° 
Längenverschicdenheit zwischen Mond und 
Sonne, ein viertes und letztes Ma- 
* i m u m der Variation , in der darauf 
folgenden Conjunction 8 aber eben so 
ein viertesund letztesVcrschwin 
den derselben Statt hat,* und worauf 
denn der Cyklus dieser Variations - Er 
scheinungen in derselben Ordnung wie 
derkehrt. 
Man sieht hieraus, um nun zu resu- 
miren, daß die „Variation," der Ursa 
che nach, von dem anziehenden <unv 
dadurch perturbirenden) Sonneneinflusse 
auf den Mondlauf abhängt, und in der 
Art ihres Auftretens durch die an 
geführte Gleichung: Variation — 39' . 
sin 2 d — Constans . sin 2 der Differenz 
zwischen den mittleren Längen von Mond 
und Sonne, ausgedrückt wird. Der Na 
tur jener Ursache gemäß, muß die da 
durch veranlaßte Geschwindigkeits 
Vermehrung selbst zwar natürlich 
schon in den Spzpgien, wo der Mond 
auf die Sonne (die Syzygicnlinie) zu 
eilt, also in der Conjunction und Oppo 
sition am größten seyn; aber die stärkste 
Wirkung davon kann, wie ich zur Be 
seitigung des sich hierbei darstellenden, 
scheinbaren Widerspruches auch gleich 
beoorwortet habe, für die Beobachtung 
erst, nachdem die Ursache eine Zeit lang 
thätig gewesen ist, bemerklich werden; — 
und dieß geschieht, wie ich sodann, ge 
mäß der Formel, nach ihrem ausschlie 
ßenden steten Bezüge auf die gedachte 
Längenvcrschicdenheit auch gezeigt 
habe, in den Octanten.** Im er- 
* Im vierten Oc tauten ist die Län- 
gen-Djsferenz (d) von Mond und 
Sonne — 315^, deren Doppeltes — 
630, »ach Abzüge der 360, 270° läßr, 
davon der Sinus, wie beim zweiten Oc 
tanten, — 1 . 
I» der dann folgenden C o n i u n c- 
t > on aber findet sich jene Differenz = 
0, also sin 2 d auch — o, daher die 
Variation hier wieder verschwindet. 
** Hier nämlich wird (vgl. oben) die Ge 
schwindigkeit des wahren (des „Vorur 
teil") MondeS der Geschwindigkeit deS 
sten und dritten derselben ist also, 
dem Vorgänge gemäß, der wahre Mond 
W (vergl. nochmals die Figur 3 der Ta 
fel XXII; dem mittleren (dem „Ta 
fel"-) Monde ÜI voraus; und der 
Betrag der „Variation" muß also 
hier der in den Tafeln angesetzten 
mittleren Länge hinzugefügt wer 
den, wenn die Be obachtu ng des wirk 
lichen Himmels - Mondortes mit jenem 
berechneten mittleren übereinstim 
men soll (dieser Betrag ist hier addi 
tiv); im zweiten und vierten Oc 
tanten dagegen wird (vgl. wieder die 
Figur, in welcher nun gegentheils Al dem 
W voraus ist) die Variation viel 
mehr negativ; — und in den Qua 
draturen und Spzpgien endlich fin 
det sie sich (Alles, wie ich es vorn rech 
nend speciell gezeigt habe) — 0 (sie 
verschwindet hier). 
Dieß ist die Theorie der unter dem 
Namen der „Variation" so bekannten 
Mondungleichheit; einiges eigenes Nach 
denken wird beim Studium dieser Theo 
rie, in deren Entwicklung ich nicht ohne 
Absicht so ausführlich gewesen bin, wie 
gesagt, freilich noch erforderlich seyn; al 
lein da auf ihre Veranlassung zugleich 
die Hauptprincipe aller übrigen Monds 
störungen zur Sprache haben kommen 
können, so mag man diese Mühe nicht 
eben bereuen. 
Außerdem habe ich hinsichtlich der Ge 
schichte dieser Mondungleichheit den Um 
stand zu bemerken, daß man seit einigen 
Jahren den eigentlichen Entdecker der 
Variation, für welchen sonst allgemein 
Tpcho Brahe gehalten worden ist, in 
der Person des Arabischen Astrono 
men Ab ul Wefa kennen gelernt hat, 
der um 980, also über 600 Jahre vor 
dem 1601 verstorbenen Dänischen 
Astronomen, zu Bagdad beobachtete, 
und dessen Mannscripte aus der König 
in i ttl ere» (des nicht „variirten") 
gleich; — ich kan» aber nichr genug 
wiederholen, daß der größte Abstand zwi 
schen beiden (das Maximum der Va 
riation) eben daselbst eintritt, wo sich 
diese Gleichheit eiiistellt, indem der ge- 
genseilige Abstand natürlich nur so lange 
wachse» kaun, alS die eine oder die an 
dere der Geschwindigkeiten vorherrscht.
	        
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