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Venus.
lichen Bibliothek zu Paris aufbewahrt
werden, in denen der Französische Ge
lehrte Sedillot („Nouvelles recher
che« sur l’histoire de l’Astronomie chez
les Arabes“ Ml „Journal Asiatique“
für 1836) den Beweis hiefür gefun
den hat.
Diejenigen Leser aber — um auch noch
einige literarische Notizen hinzuzu
fügen— denen diese meine Darstellung
der Mondungleichheit der „Va
riation," aller darauf verwendeten
Sorgfalt unerachtet, doch noch nicht ge
nügend erscheinen sollte, verweise ich schließ
lich auf Lalande: „Astronomie/'
Livre XXII. „Des inégalités par l’At
traction.“ — womit man verbinden kann
den ausgezeichneten, nur für meinen
Zweck zu viel Calcül enthaltenden Vor
trag in des Leipziger Astronomen Mö
bius „Mechanik des Himmels." Lpzg.
1843. gr. 8. Seite 165 flgd. : „Von den
vorzüglichsten Störungen des Mondlau
ses, insbesondere von der Variation."
Venus; Venus; Vénus j der M o r-
gen- und Abendstern; Phosphorus
(Lucifer) und Hcsperus (Vesper oder
Vesperus). Diesen Namen führt derje
nige Planet, der meinen Lesern als der
hellste und glänzendste aller Sterne, wel
che unsern Nachthimmel schmücken, be
kannt ist. Von dem Lichte der F i r-
fterne (vergl. d. Art. S. 540) unter
scheidet sich aber, wie ich gleich hervor
hebe, das Licht der Venus, dieser Hel
ligkeit und dieses vortrefflichen Glanzes
unerachtet , doch noch dadurch, daß es
nicht wie jenes funkelt, sondern ruhig
erscheint ; hierdurch und durch die tägliche
Ortsverändernng zwischen denselben (den
fixen Sternen) hat sich Venus schon
den ältesten Beobachtern als ein mit je
nen nicht zu verwechselndes Gestirn, als
ein Irrstern, als ein „Planet," welchen
Charakter ich ihr deßhalb auch gleich bei
gelegt habe, ankündigen können.*
* Für ui, 6 , welche wir die Venus schon
so bestimmt als „Planeten" kennen,
erscheint diese Bezeichnung ihrer Unter-
scheidnngSmerkinale von den Fixster
nen freilich ganz überflüssig; ich will
mich aber gerade bei diesem Gestirn
einmal recht absichtlich ans den Stand-
Venns entfernt sich, wie die Beob
achtung lehrte, nie über 48Grad, west
lich oder östlich, von der Sonne, und
geht ihr daher in dieser Entfernung ent
weder des Morgens beim Ausgange vor
an , oder folgt ihr in derselben Entfer
nung beim Untergange nach, welchen re-
spectiven Stellungen gegen das Tagge
stirn sie eben die obigen Namen des
Morgen- oder Abendsterns verdankt.
Diese Beschaffenheit ihres scheinbaren Lau
fes soll, wie Plinius kl. n. II. 8.
(„Praeveniens quippe Solem, et ante
matutinum exoriens, Luciferi nomen
accipit, ut Sol alter, diem maturans;
contra ab occasu refulgens nuncupa
tur Vesper, ut prorogans lucem, vicem
que Lunae reddens. Quam naturam
ejus Pythagoras Samius primus depre
hendit, Olympiade circiter XLII qui
fuit urbis Romae CXLII.") erzählt,
Pythagoras entdeckt haben; allein die
Identität des Morgen- und Abend
sterns war ein zu nahe liegender Ge
danke, als daß man ihn nicht schon frü
heren Himmelsbeobachtern vor Pythago
ras beimeffen dürfte.
Wenn Venus in jener größten Ent
fernung (Elongation, vergl. d. Art.)
westlich von der Sonne steht und dem
nach als M o r g e n st e r n am längsten
sichtbar ist, so gebt sie alsdann recht
läufig zur Sonne, und kommt nachher
mit derselben in die obere Conjunc-
tiou; um diese Zeit ist ihr scheinbarer
Lauf am schnellsten.* Sie setzt densel-
pnnkt der frühesten Himmelsbevbachter
stellen, indem dasselbe, seines vorzüglichen
Glanzes wegen, von den Allen wahr
scheinlich zuerst vor den Fixsternen aus
gezeichnet worden ist. Homer wenig
stens redet, wie meinen gelehrteren Le
sern bekannt seyn muß, in diesem Sinne
nur von der B e n u S.
* Der Lauf der VennS, um dieß aus der
Copernikani scheu Planetenthevrie,
welche ich, bevorwvrtetermaßen, auf die
sen Planeten erst nachher anwenden wollte,
zu anticipiren, combinirt sich hier näm
lich (vergl. Stationair, wo ich aus
führlicher über die Sache handle, S. 502)
dergestalt mit dem Laufe der Erde, daß
die geocentrische „Erscheinung" in
dieser Art ausfallen muß.