638 Veränderung.
rer Ausdehnung zurückkommen werde;
und die „Veränderung," wie ich darthun
wollte, steht also hier der U n v e r ä n-
derlichkeit dicht zur Seite.
Abweichung gibt es, wie schon aus
der II n Veränderlichkeit derBreite,
weiche Gränze sonst überschritten werden
würde, folgt, einen Punct, wo die Zu
nahme in Abnahme, und umgekehrt, über
geht.
Wenden wir dieß zur Erklärung des
oben vom Polarstern Behaupteten an.
Seine also unveränderliche Ent
fern u n g vom Pole der Ekliptik
beträgt 23° 55',
die gleich unverän derli-
ch e Entfernung des W e l t-
p v l s von jenem Pole der Eklip
tik aber die obigen . . . 23° 30',
und der Unterschied also . . „ 25'.
2» (der davon auch der Richtung nach
ganz verschiedenen) Abweichung dage
gen steht der Polarstern vom Welt
pole noch l'/ 2 ° ab, und nähert sich
dem letzteren darin jetzt alljährlich um
19". Bis zur Koincidenz kann er
denselben aber nie erreichen, indem, wie
gesagt, die Breiten, also deren Comple-
ruente und somit die voranstehende Dif
ferenz derselbe» von 25 Minuten u n-
veränderlich sind. Das Wachsen der
Abweichung des Polarsterns dauert
demnach nur so lange fort, bis derselbe
dieses lbstandsminimum der 25' in
Breite vom Weltpvle erlangt hat, und
letzterer entfernt sich bei der angegebenen
Bewegung nun wieder von ihm und rückt
anderen Sternen naher. — Diese Aus
führung ergänzt zugleich das im citirte»
Art. Polarstern hierüber Beigebrachte
und wird über diese Art vvnHimmele-
„Veränderring" keinen Zweifel übrig lasse».
Noch auffallender sodann aber wird
durch dieß Vorrücken der Nacht
gleichen und die damit eintretende
Veränderung der Abweichung der Ge
stirne (ihres Abstandes vom Aequatvr)
der „Himmelsanblick" allmälig j„ der
Art alterirt, daß sich die Gestirne dabei
zugleich hoher oder niedriger über dem
Horizonte der Beobachter zeigen, auch
wohl gar nicht mehr über denselben tre
ten. Daher gehen z. B. gegenwärtig bei
»ins Gestirne deS nördlichen Himmels u n-
Lctztere Ln ihrer nachgewiesenen Gel
tung von der Stellung der Erdare
m i t B e z ug auf den Erdkörper
selbst und der Dauer und Gleich
förmigkeit der Rotation (des
Sterntages) bildet, wie man ohnedieß
zugibt und wie wir besonders auch noch
im Art. Aufsteigung, gerade, S.
85, gesehen haben, die Grundlage aller
Zuverläßigkeit und Genauigkeit unserer
astronomischen Beobachtungen. Für die
Allgemeinheit des Satzes in seiner Aus
dehnung auf die übrigen Planeten
erklärt sich aber, worauf ich nun hier zu
nächst zurückkommen wollte, die Theo
rie, indem sie zeigt, daß die Rotations-
arc der Planeten eine sogenannte freie
Are, d. h. (Arendrehung, S. 89)
eine solche ist, welche bei der rotatorischen
Bewegung auf keinen ihrer Puncte ir
gend einen Druck erleidet. Nach den
Lehren der Mechanik enthält nämlich se
der Körper, von welcher Gestalt er auch
scpn mag, wenigstens drei solche „freie
Aren," und welche sich im Schwerpunkte
des Körpers unter gegen einander senk
rechten Richtungen schneiden. Für eine
vollkommene Kugel sind alle ihre
Durchme sser zugleich „freie Aren;"
für ein Sphäroid, wie dasselbe durch
Umdrehung einer Ellipse um ihre große
oder kleine Are entsteht, geben beide
zugleich freie Aren dieses Körpers ab.
Sämmtliche Planeten hatten aber zur
Zeit ihrer Entstehung, soweit das Zurück
gehen bis auf diese Ursprungszeit über
haupt noch in den Bereich unserer For
schung gehört, und wo ihre Massen noch
nicht erhärtet waren, höchst wahrschein-
ter (sinken Abends unter den Hvrizvnt,
gegen den sie ihre Stellung, der gewach
senen Abweichung wegen, verändert ha
ben), welche nur nach vor einigen Jahr
hunderten stets über dem Horizonte
blieben; und wenn Homer (meine ge
lehrteren Leser werden die Stelle schon
finden) namentlich vom großen Wa
ge» (den 7 bekannten Sternen im Bilde
deö großen Bären) sagt: „derselbe
sinke nie in deS Oceans Bad"
(gehe nie unrer): so neigen sich dagegen
im südlichen Griechenlande jetzt schon
einige dieser Sterne unter den nördlichen
Horizont.