Veränderung.
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lich eine der Kugel sehr nahe kommende
Gestalt; der primitive Stoß, welchem sie
(Bahnen, S. 104) ihre gleichzeitige
rotatorische (um die Are) und pro
gressive Bewegung (in der Bahn)
verdanken, gab ihnen also jene Bewegung
um eine „freie Are" (um einen der ur
sprünglichen Kugeldurchmesser); und
durch die so entstandene Arcndrchung
selbst erhielten die Planeten die sphäroi-
dische, an den Polen abgeplattete Gestalt,
welche wir (s. Abplattung) au ihnen
beobachten. Indem sich diese Are, dieser
Kugeldurchmesser, dabei aber zur
kleinen Are der Erzeugungs-Ellipse
des Sphäroids verkürzte, blieb sie, dem
Vorausgesetzten gemäß, nicht weniger
„freie Are;" und da alle Planeten
demnach um eine solche freie Are ro-
tiren, so folgt daraus auch die, hier eben
für sie alle darzuthuende Nothwendig
keit unserer Annahme der Unveränderlich
keit ihrer Notation und der Lage ihrer
Rotationsare in ihnen selbst.
Wenn dieselben jedoch diese Art von
Unveränderlichkeit zugleich aber
eine Abplattung mit dem Erdkör-
p e r gemein haben, so müssen sie freilich
auch die, nachgewiesenermaßen, von der
letzteren (nämlich von der besondern An
ziehung , welche die Sonne und die
Monde auf den „abgeplatteten"
Planeten ausüben) herrührende „V e r-
ändern n g" in den Stellungen ihrer
R o t a t i o n s axe gegen die Bahn are
mit unserem Planeten theilen, und dieß
ist wiederum eine derjenigen Analogien,
auf welche ich nur durch den gegenwär
tigen Vortrag geführt worden bin. Die
Rotationsare des Jupiter z. B., will
ich sagen, hat aus den angeführten theo
retischen Gründen eine eben so unverän
derliche Lage gegen diesen Planeten, als
die Erdare gegen die Erde; sein Stern
tag ist an specieller Dauer und an Gleich
förmigkeit eben so unveränderlich, als
unser Sterntag; — aber Jupiter ist auch
(nur in bekanntlich noch stärkerem Maße)
abgeplattet, gleichwie die Erde; und
da das „Vorrücken der Nachtgleichen"
(der Durchschnittspuncte des Aequators
mit der Bahnperipherie) von der Son
nen- und besonders der Mondwirkung
aus die durch die „Abplattung" verur
sachte Spharicität herrührt: so muß ein
solches „Vorrücken der Nachtgleichen" des
Jupiter und die damit in Verbindung
stehende Verrückung seiner Rotations-
gegen die Bahn are, kurz eine betref
fende ähnliche „Veränderung" so gut für
diesen, gar von vier Monden* umge
benen Planeten, wie für die Erde mit
ihrem einen Monde Statt finden. —
Diese Bemerkung, welche übrigens, wie
man gleich einsieht, nicht für den Jupi
ter allein, sondern, mutatis nuitandis,
für alle übrigen Planeten gilt, ist, ich
wiederhole es, neu; ich kann das Sach-
verhältniß aber nicht im Detail verfol
gen , und muß mich begnügen, dasselbe
unter dem hier aufgestellten Gesichtspunkte
„himmlischer Veränderungen" bloß
anzudeuten.
Eine gleiche Unveränderlichkeit, als so
mit von der rotatorischen Bewe
gung der Planeten dargethan ist, hat,
wie ich hiernächst ebenfalls genauer nach
weisen wollte, auch für die progres
sive Bewegung dieser Weltkörper i n
der Bahn Statt; nach allen theoreti
schen Berechnungen und allen praktischen
Beobachtungen find die („mittleren")
sidcrischen Umlaufs Perioden der
Planeten constant (für alle Zeiten
unveränderlich), und die „Veränderung,"
im Gegensatze dieser Unveränderlichkeit,
offenbart sich hier nur in kleinen Schwan
kungen um einen solchen Mittelwerth,
welcher stets sogleich wieder das feste
Gesetz abgibt. ** Nun verhalten sich abe"
nach der dritten Kepler'schen Regel
(S. 911) die Quadrate der Umlaufszei
ten wie die Würfel der großen Bahn-
* Von der ander» Lage der Bahnen die
ser Monde gegen den Hauptplancten.
welche mir gelehrtere Leser einwenden
könnten, sehe ich hierbei ab; es kann dar
aus wohl eine Modification, nicht aber
eine völlige Aufhebung des Vorganges
entspringen.
** H i nt m e lê m e ch a n i k, S. 777. La
grange: „Les grands axes sont
invariables, abstraction faite des in
égalités périodiques.“ — Ich bitte tint
Vergleich»ng der ganzen Stelle, gleichwie
ich eine solche anderwcite Vergleichung
des Artikels Stabilitäts-Problem
schon Eingangs des gegenwärtigen Vor
trags empfohlen habe.