Full text: L-Z (2. Band)

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Vergrößerung. 
gur — dem Quotienten der Brennweite 
des Vorderglases durch die Brennweite 
des Augenglases. Dieß heißt: wenn die 
„Brennweite" des Objektivs (dieEnt 
fernung, in welcher diese convex-convere 
Linse hinter sich im Innern des Rohrs 
das Abbild des betrachteten Gestirns ent 
wirft) z. B. 10 Zoll, und die Brenn 
weite des Oculars (die Entfernung, 
in welcher dieses letztere, wenn man es 
eben so anwendete, seinerseits ein solches 
Bild machen würde) 2 Zoll beträgt, so 
vergrößert dieses Fernrohr ('% —) 5 
Mal; wogegen es demgemäß 10 Mal 
vergrößern müßte, wenn man dasselbe 
Objectiv mit einem Ocular von nur 1 
Zoll Brennweite verbände. Hiernach 
scheint es auf den ersten Blick, als wenn 
durch Anwendung eines Augenglases von 
sehr geringer Brennweite auf ein Vor 
derglas von größerer solcher Dimension 
jedwede beliebige Vergrößerung zu erzie 
len sey; allein man würde, vermittelst 
dieser Construction, zwar allerdings die 
bezeichnete Vergrößerung, jedoch, wie 
auch leicht einzusehen ist, und wie im 
Art. Fernrohr, S. 427, noch näher 
gezeigt wird, nur auf Kosten der Deut 
lichkeit erlangen, so daß es also hierbei 
gewisse gegenseitige, sich einander ein- 
voran, außer auf Linsengläser, auch 
gleich nvch hierher verwiesen habe, ein 
wenden, daß man eS bei der angeführten 
bloßen Betrachtung eines Gegenstandes 
unmittelbar durch ein ObjeetivglaS doch 
gewiß nur mit dem Gegenstände selbst, 
und nicht mit seinem „Bilde," wie 
ich gleichwohl sage, zu thun habe. Allein 
auch in diesem Falle werden, wie sich nun 
eben I. c. weiter auseinandergesetzt fin 
det, die vom Gegenstände auf die Linse 
fallenden Strahlen in derselben sv gebro 
chen , daß sie sich im Brennraume zum 
Bilde vereinigen wollen, und sie kom 
men in dieser Art in dar, hier zwischen 
dem Glase und dem solchergestalt erst 
noch zu entwerfenden Bilde stehende Auge, 
so daß letzteres demnach die Strahlen doch 
immer dergestalt empfindet, als wenn sie 
sich auf das Bild bezogen. Ob dasselbe 
dabei schon wirklich vorhanden ist oder 
nicht, gilt aber, wie man gleich ein 
sieht. für den Eindruck auf das Auge ganz 
gleich. 
schränkende Bedingungen gibt, von de 
nen keine vernachläßigt werden darf. 
Beim Spiegel-Teleskope sodann 
(vergl. d. Art. S. 472), also beim re- 
flectirenden Instrumente, für wel 
ches ich die „Vergrößerung," nächst dem 
bis hierher darüber vom Resractor 
Gesagten, auch noch angeben wollte, ist 
dieselbe in ähnücherArt dem Quotien 
ten derBrennweitedesHohlspie- 
gels durch die desOculars gleich; 
und diese Analogie spricht für meine 1. c. 
entwickelte Ansicht, nach welcher der „Re- 
flector" als ein „Resractor" betrachtet 
werden kann, bei dem der Hohlipiegel 
das Objectiv vertritt. 
Da die durch die Fernröhre zu beob 
achtenden Sehcwinkel zwischen ihren Schen 
keln bloß Linear - Abmessungen begrei 
fen, so beziehen sich die berechneten Zah 
len der „Vergrößerung" also, meiner schon 
oben mit Verweisung hierher gemachten 
Bevorwortung gemäß, auch bloß ans Li 
nien oder Durchmesser, wie uns denn 
z. B. unsere dort angestellte Mondbe- 
trachtung durch ein 10 Mal vergrößern 
des Fernrohr den Sehewinkel, unter wel 
chem der in der Wirklichkeit '/2 Grad hal 
tende Durchmesser des Mond bildes 
erscheint, — (*/2- 10 —) 5 Grad zeigte. 
Die Flächen werden demnach im Ver 
hältnisse des Quadrats der Durch 
messer vergrößert, und das Fernrohr 
von lOmaligerVergrößerung des Mond 
durchmessers läßt also die Mond 
kreisscheibe (10^ —) 100 Mal grö 
ßer , als sie sich dem bloßen Auge dar 
stellt, erscheinen, auf welche Veranlassung 
ich noch eine Bemerkung machen muß. 
Es fällt nämlich, wenn man z. B. die 
Vollmondscheibe eben mit bloßen 
Augen angesehen hat und sie nun durch 
dieses, den Durchmesser also 10Mal 
vergrößernde Instrument betrachtet, au 
ßerordentlich schwer, sich zu überzeugen, 
daß sie demgemäß nun auch in der That 
100 Mal größer, als die wirkliche (na 
türliche, unvergrößerte) Monderscheinung 
am Himmel sey. Um sich darunter zu 
Hülfe zu kommen, sehe man mit dem ei 
nen (etwann dem rechten) Auge durch 
das Rohr nach dem Monde, während 
man mit dem andern (dem linken, dem 
bloßen) Auge frei zu diesem Gestirne 
schauet, so wird das mittelst des Fern-
	        
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