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Vergrößerung — Vernier.
rohre 6 entstehende Mondbild vor oder
dicht bei dem frei gesehenen Monde
schweben, und die Vergleichung der D u r ch-
messer, wonächst man das Verhältniß
der Flächen zugeben muß, gelingt
leichter. Oder man fasse mit dem einen
bloßen Auge recht scharf z. B. 20Zie
geln einer untersten Dachrcihe auf und
sehe nun mit dem andern Auge durch
das Fernrohr genau nach 2 solchen
Ziegeln, so wird man, indem dieß Fern
rohr 10 Mal vergrößert, finden, daß das
darin entstehende Bild der 2 Ziegeln
die mit dem bloßen Auge gesehenen
(2 . 10 —) 20 Ziegeln deckt, wodurch
eine noch sinnlichere Ueberzeugung bewirkt
wird. Andere Methoden zur Bestimmung
der „Vergrößerung" eines astrono
mischen Nefractors durch Ermittlung der
respectivcn Brennweiten des Objectivs
und Oculars, und also ihres Quotien
ten , als der vorn nachgewiesenen „Ver
größerungszahl," gebe ich in Fernrohr
(S. 440) an. Von der somit nachge
wiesenen Nothwendigkeit, fich das Urtheil
über die „Vergrößerung" gleichsam erst
zu bilden, rührt denn aber auch die Ueber-
raschung solcher Personen, welche wenig
mit Fernrohren umgehen, her, die Ver
größerung unter ihrer Erwartung zu fin
den; nur erst eine vielmalige Wiederho
lung des beschriebenen Versuchs, den ich
daher nicht genug empfehlen kann, trägt
zur Berichtigung jenes Urtheiles bei;
denn „Sehen" unter veränderten Ver
hältnissen ist auch eine Kunst, die erlernt
seyn will; — und mit dieser angemesse
nen Bemerkung schließe ich den gegenwär
tigen Vortrag über „Vergrößerung."
Vergrößerungsglas, s. Mikros
kop.
Vernier ; einen lateinischen Aus
druck für diese, den Römern noch unbe
kannt gewesene Meß-Erleichterungs-Ein-
richtung mögen sich die Leser selbst bil
den, vielleicht, da es sich, vergl. die An
merkung, dabei doch nur um den Eigen
namen des Erfinders handelt, „Venie-
rus;“ Vernier . * Eine, sowohl bei ge
radlinigen, als bei Kreistheilungen
* Dieser Name rührt vom Erfinder Ver
nier (Peter), Kapellan zu Dörnens in
Franche-Evmte, um 1630 her. — Man
belegt die Einrichtung, wie nicht weniger
li.
anzubringende Einrichtung der Subdivi
sion, um auch noch kleinere, bei jener
Theilung selbst nicht mehr ausgedrückte
Theile angeben zu können.
Sey zunächst ein „geradliniges," z. B.
in Fuße und Zolle getheiltes Maß,
wie namentlich die, meistens mit „Ver-
iricr" versehene Barometer - Skala, oder
überhaupt ein solcher Maßstab gegeben,
und man wolle damit auch noch Linien
abmessen, ohne jedoch diese feinere Unter
abtheilung auf den ganzen Maßstab
auszudehnen, so bringt man an diesem
Maßstabe eine, längs desselben verschieb
bare kleinere Regel, gewöhnlich eine Me
tallplatte an, auf welcher, um in unse
rem Beispiele zu bleiben , 11 Z o l l in
12 gleiche Theile getheilt sind, dem
gemäß jeder solcher Theil u /*2 Zoll
Duodecimalmaß, also (11 Zoll = 132
Linien) 11 Linien saßt, und welche
Platte nun eben der „Vernier" heißt.
Will man sodann mit dem also verstän
digten Maßstabe auch noch die, über die
Fuße und Zolle hinaus liegenden Li
nien messen, so bedarf es, wie man
leicht einsieht, dazu nur der Verschiebung
des Verniers längs der größeren Thei
lung , indem, wenn dabei der erste
Theilftrich des Vernier eben mit ei
nem Zoll striche zusammentrifft,
sein zweiter Theilstrich vom nächst
folgenden Zoll striche offenbar um (12
— 11 —) 1 Linie, sein dritter vom
sodann folgenden Zollstriche um 2 Li
nien u. s. w. absteht, wonach also die
verlangte Schätzung * überschießender Li
nien sogleich zu machen ist.
wir selbst (Bd. II. S. 233 »nseres Wer
kes) gethan haben, oft auch mit dem Na
men »Nonius,« nach dem 1577 ver
storbenen Professor der Mathematik zu
Cvimbra, Nunnez oder „N v n i u e,“
weicher eine, zwar vvn dem nämlichen
Grundprincip derSnbdivisivn ausgehende,
in der Ausführung aber (vgl. oben) sehr
abweichende, viel mühsamere Cvnstruetion
angegeben hat.
* Ich brauche diesen Ausdruck, weil zur
gänzliche» Genauigkeit doch auch noch die
Gewißheit der v v l l ko in m e n e n Coinci-
dcnz der respectiven Theilstriche gehören
würde, worüber die Einrichtung und das
Verfahren Zweifel übrig lasten dürften.
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