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Vorrücken der
mit seinen Abweichungskreisen (Meridia
nen) und Parallelen , wie sie sämmtlich
gegen einander eine unverrückte Lage
behaupten, als eine besondere beweg
liche Ringkugel, die sich beim Zurück
weichen (Rechtsrucken) der Nachtglei
chen um die Pole des unbeweglichen Glo
bus selbst (längs seinem, in angegebener
Art, durch die Ekliptik reprälentirten Ho
rizonte) drehet; so werden alle diese Kreise
allmälig auf andere, mehr westwärts
(weiter rechts) liegende Sterne treffen,
und man wird nun gewahren, daß sich
dabei, angcführtermaßen, zwar die Län ge
der Fixsterne allerdings unausnamentlich
vergrößert, und die Breite eben
so durchaus unverändert bleibt, daß
aber dagegen für die ge rade A usst ei-
gung und Abweichung eine solche
Vergrößerung bloß theil weis" ein
tritt , demgemäß in letzterer Beziehung
also wirklich nur der allgemeinere Aus
druck „verändert, auf welchen ich hier
eben zurückkommen wollte, angewendet
werden durste.
Aus dem Grunde des solchergestalt auch
zur sinnlichsten Augcnschcinlichkeit ge
brachten Einflusses des „Vorrückens der
Nachtgleichen" aus Länge, gerade Auf
steigung und Abweichung der Gestirne,
kurz auf die Daten, welche die Stellung
der Sterne gegen die Ekliptik und den
Aequator angeben, können also die be
züglichen Hilfsmittel der Astronomie, als
z. B. Firsternverzcichnisse, Sternkarten,
Himmelskugeln u. s. w. nur für eine
gewisse Zeit, binnen welcher jener Ein
fluß nicht schon gar zu merklich wird,
dienen; ja selbst der bloße freie Anblick
des Himmels mit seinen Sternen fin
det sich, wie ich schon im Art. Verän
derungen gezeigt habe und gleich noch
näher ausführen werde, dadurch afficirt.
* Die flernfce Aufsteigung verrin
gert sich, wie nun der Augenschein lehrt,
bei den zwischen den Polen deê Aegun-
torS und der Ekliptik stehenden Sternen,
und die reu», südliche oder nördliche
Abweichung nimmt (vgl. hinten) im
eine» Halbkreise ab, int andern z u , je
nachdem stch der Aegnatvr bei diesem
seinen allinäligcn Zurücktreten längs der
Ekliptik nord- oder südwärts über
dortige Sterne hinzieht.
Nachtglcichon.
Für andere Zeiten werden also Reduk
tionen" erfordert. In den Firstern-
verzeichnissen (vcrgl. d. A. S. 573.)
sind meistens die, aus dieser Vergrö
ßerung der Länge folgenden und da
nach berechneten ** Veränderungen
in gerader Aufsteigung und Ab-
* Neduction; Rcductio ; Keduction,
ist als eigener allgemeiner Artikel
an seinem a l ph a b e t i sch e n O r t e aus
gelassen. Ich bemerke hier also nachträg
lich , daß mau, da uns die Beobachtun
gen, namentlich die astronomischen,
oft Bestinnunngen gebe», welche von ge
wissen , dabei vorhandenen veränder
liche» Umständen abhangen, und offen
bar auch anders ausfallen würden, wenn
diese umstände selbst anders wären, mei
stens gezwungen ist, eine Verwandlung
solcher Bestimmungen in Dasjenige vor
zunehmen, was sie unter bestimmten-
Bedingungen gewesen seyn würden, unke
daß eine dergleichen Verwandlung nun
eben „N eduetivn« heißt.
Sv waren, wie ich oben angeführt habe,
im vorliegenden Falle die Längen der
Fixsterne in dem Verzeichnisse des
H i p p a r ch u S aus seinen , vergl. vorn,
etwa»» 130 Jahre v v r Christus gemachten
Beobachtungen bestimmt. Da sich diese
Längen aber, des Umstandes der „Prä-
e es st v n« wegen, in der angegebenen
Art ändern, so brachte sie P tole man S
auf das, was sie im Jahre 137 nach
Christus seyn mußten, und die Araber
berechneten sie ferner für das Jahr 880.
Dieß waren also nicht eigentlich lauter
wirklich neue Beobachtungen, sondern bloße
„N eduetivneu« deS alten Verzeich
nisses auf andere Jahre; — und der Sinn
deö Ausdruckes in der gegenwärtigen An
wendung wird also damit vollkommen er
hellen.
** Die Formeln zu dieser Ableitung der
Aenderung in gerader Aussteigung
und Abweichung aus der, durch das
„Nücke» der Nachtgleichen« hervorgebrach
ten , als unendlich klein betrachte
te» L ä n g e n - Z u n a h m e der Gestirne,
und auf welche ich mich, eben der An
wendung des „llnendlichkleinen« wegen,
hier nicht wohl weiter einlassen kann,
sehr schon beim La la »de Astrono
mie/- §. 2702 flgd.