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Vorrücken ver Nachtgleichcn.
„Gürtcl" als auf den übrigen Erdkörper)
die Knotenlinie der täglichen Erdnmdre-
hnng beständig zurücktreiben muß. Die-
ser den Erdäqnator umringende Gürtel
mehrerer Materie wird natürlich durch
Sonne und Mond auch eine stärkere
Anziehung als der, beim Absehen davon,
wie eine vollkommne Kugel zu betrach
tende übrige Erdkörper erleiden; und
da sich die Lage dieses „Gürtels" oder
„Ringes" in der Ebene des Aeqna-
tors findet, Sonne und Mond hierbei
aber aus der bekanntlich um 23'/2° (von
der geringen eigenen Neigung der
Mond bahn abstrahire ich vorläufig) da
gegen geneigten Ebene der Ekliptik
und also schief wirken: so muß daraus
dieselbe Folge wie bei den erwähnten
Knoten der Planetenbahnen
entstehen, daß nämlich die Puncte des
Erdringes (jenes äquatorialen „Gürtels"),
d. h. also die Nachtgleichen, die Ebene
der Ekliptik bei jeder täglichen* Erd
umdrehung (Notation) etwas früher,
als sonst geschehen seyn würde, durch
schneiden, und daß demgemäß diese (Nacht-
gleichen-) Dnrchschnitts-Pnncte des Ae-
quators mit der Ekliptik in derjenigen
Richtung, welche der (verbundenen p r o-
gressiven und) rotatorischen Be
wegung der Erde entgegengesetzt
ist, d. h. wider die Folge der Zei-
chen zurückweichen**.
und „M v n d-Pracessiv»,« auf welchen ich
später zurückkomme. \
* Diese tägliche Verrückung der Nacht-
gleichen ist freilich, da der ganz j ñ h r i g e,
der summarische Betrag von 365 Ta
gen nur die obigen 50" Secunden aus
macht , und demnach auf den Einzeltag
50"
nicht mehr als kommen, unmerklich;
365
eS verhält sich damit wie mit dem, im
nämliche» Bezüge schon oben erwähnten
Unterschiede zwischen dem Sterntage
(vergl. wieder Stern zeit, S. 548)
und dem Tage der „ersten Bewegung"
(der Rückkehr der Nachtgleiche in den
Meridian), welcher von uns auch nicht
wahrgenommen wird.
** Dieß ist eine etwas weitere Ausführung
des Lalande’schen Résümé's der Ur
sache deS Vorganges (..Astronomie."
§. 3527), wo es heißt: ‘„La théorie
Man stelle sich, um den freilich nicht
ganz leichten Gegenstand noch unter ei
nem andern Gcsichtspuncte zu betrachten,
eine auf der Ebene der E r d b a h n (Eklip
tik) senkrechte, durch die Mittelpuncte der
Erde und der Sonne (oder der Erde
und des Mondes) gehende Ebene vor,
so würde dieselbe den Erdkörper, wo
fern er (vergl. wieder Himmelsme
chanik, I. e.) eine reine Kugelge
stalt hätte, in allen Stellungen, welche
er in der Bahn erlangt, in zwei gleiche
und symmetrische, eine gleiche Lage zu
beiden Seiten der theilenden Ebene
einnehmende Hälften theilen. Dieß leuch
tet alsbald ein. Ist der Erdkörper dage
gen von der angegebenen sphäroidi-
s ch e n Gestalt ; ist er unter dem Aequator
mit einem „Wulste von Materie" umge
ben : so halbirt ihn jene Ebene zwar
nicht weniger überall; allein die ent
stehenden Hälften haben, wie man leicht
einsieht, zu beiden Seiten der Theilungs
ebene nur in denjenigen Bahnpuncten
auch eine ganz gleiche, eine symmetrische
Lage, wo diese Ebene zugleich durch die
Erd are geht, d. h. wenn man bloß
von der Sonne spricht, in den einzigen
Solstitialpnncten; — und die Anziehung,
welche Sonne und Mond auf die Hälf
ten des also getheilten Erdsphäroids aus
üben , kann demgemäß auch keine gleich
förmige seyn*, sondern es muß dasje-
klu mouvement des noeuds kalt voir
qu’une planète gui tourne clans le
plan de son orbite, en est sans cesse
retirée par les autres planètes ; il
en est de même des parties du sphé
roïde terrestre, qui étant rélevées
vers l’équateur et tournant chaque
jour avec lui, sont détournées de leur
mouvement naturel par les attractions
latérales du Soleil et de la Lune, cette
portion de matière (ou cette espèce
de ménisque) , dont on peut conce
voir que l’équateur est surmonté',
éprouvant une attraction plus tortc
que le reste du sphéroïde.”'
Man kann sich diese verschiedene Lage deS
„äquatorialen Wulstes, ans tyelche
hierbei doch ciqentlich Alles ankvmmr,
namentlich gegen die anziehend wirkende
Sonne auch ans dem stete» Paral-
leli Sinns (vergl. d. A.) der gegen die