Wanken ver Erdare.
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ist, nunmehr weiter erklären kann, und
des also dadurch veranlaßten „Wankens
der Erdare", bleiben die (Welt) Pole
am Himmel nicht genau in demjenigen
Kreise, in welchem jeder von ihnen, des
Vorrückens der Nachtgleichen (s.
wieder diesen Artikel, S. 662) wegen,
mit rückläufiger Bewegung, und in ei
nem Abstande von 23'/2°, langsam um
den betreffenden Pol der Ekliptik her
um läuft; sondern sie (die sie verbin
dende, wankende Are) beschreiben außer
dem (vergl. hinten), und ebenfalls mit
rückläufiger Bewegung, noch einen zwei
ten, kleinen (wenn ich so sagen darf„Bei"-)
Kreis (Epicpkel*, s. d. A.), auf wel
chen ich hernach, mit Beibringung einer
Figur, zurückkomme, von „beobachtungs
gemäßen" ** 18 Secunden D urch mes-
ser, in welchem die Weltpole alle 18 Jahre
(8 Monate) einmal herumkommen, und
wodurch also offenbar jene erstere,
auf die Präcession bezügliche Kreisbewe
gung, sammt der Präcession selbst, ver
ändert wird.
Die Idee eines solchen „Wankens der
Erdare" — um den Gegenstand zugleich
auch historisch zu verfolgen — finde ich
schon in des uns aus dem Art. Fir
st ernVerzeichnisse, S. 575 bekann
ten Englischen Astronomen Flamstead
„Historia coelest. Britann. III. 113.,
welcher durch Newt 0 n's Betrachtungen
über die anziehenden, ein solches „Wan
ken" involvirenden Wirkungen von Mond
und Sonne auf den äquatorialen Wulst
des Ervsphäroids („Princip". IIl. prop.
39. Seite 560 unserer Genfer Aus
gabe), sehr natürlich darauf geführt wor
den ist; auch äußert Römer (vergl.
* Ich komme sogleich auf diese» „Beikreis,"
„Epicykel," zurück.
Ich sehe nämlich von der Möglichkeit, au
ßer dem Wanken selbst, auch seine be
st i m m t e G r ö ß e aus der bloße» Theo
rie herzuleiten, ab, halte mich bloß an
die allerdings „beobachtungsgemäße," im
Betrage der Präcession vorgehende
periodische Ab- und Zunahme, und finde
dieselbe erklärt durch die obige Postuli-
rung der Polbewegung im „Beikreise"
von 18 Secunden Durchmesser, welche
18" ich also auch als „B evbachtung s-"
Resultat bezeichnen darf.
1t.
über ihn Band II. S. 48 unseres Wer
kes) ähnliche Gedanken (Basis Astro».
Havniae. @. 60): „Expertus sum, esse
quandam in declinationibus varietatem,
quae nec refractionibus nec paralla-
xibus tribui potest, sine dubio ad va
cillationem aliquam poli terrestris re
ferendam, cujus me verisimilem dare
posse theoriam observationibus munitam
spero". Allein die damaligen (Rö
mers Aeußerung rührt aus dem Jahre
1692 her) Werkzeuge waren zu „obser
vationibus" von dieser Feinheit noch viel
zu unvollkommen.
Jacob Bradley, der berühmte Ent
decker der Abirrung des Lichtes
(s. d. A. S. 9 und flgd.) suchte sich an
fänglich die, aus letzterer Ursach herrüh
renden scheinbaren kleinen Bewegungen
der Firsterne durch ein solches „Wanken
der Erdare" zu erklären, fand aber bald
den im genannten Artikel nachgewiese
nen wahren Grund; — bei den dadurch
veranlaßten äußerst genauen, von 1727
bis 1747 fortgesetzten Beobachtungen ver-
offenbarte sich ihm indeß auch diejenige
Verschiedenheit in dem Vorrücken der
Nachtgleichen, von welcher hier die
Rede ist, und die wir eben aus der
Nutation erklären.
Im Jahre 1727 nämlich, da der auf
steigende Knoten der Mondbahn (also
derjenige, von welchem an ein Gestirn
sich unserm — dem Nord- — Pole
mehr nähert)im Frühlingspuncte
lag, zeigte sich das „Vorrücken" der am
Kolur der Nachtgleichen stehenden
Sterne etwas größer als sonst; im
Jahre 1732 (oder vielmehr nach 474
Jahren, als dem vierten Theile der oben
zu 18 Jahren angegebenen Periode des
den Vorgang veranlassenden Mondknotcn-
Umlaufeö), nachdem dieser Knoten bis
zum Winterpuncte zurückgegangen
war, hatte dasselbe seine gewöhnliche mitt
lere Größe; in den folgenden Jahren
ward es bis (1727 ff- 9 —) 1736,
wo derselbe Knoten zur Herbstnacht
gleiche kam, geringer, nahin nun
in der folgenden Hälfte des Umlaufes
neuerdings zu, so daß es (1727 ff- 3.
4 '/4 — j um 1741 abermals seine mitt
lere Größe erreichte, und war (1727 ff-
18 —) 1745, also nach dem ganzen Ab
lause der 18 jährigen Periode, wieder
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