Full text: L-Z (2. Band)

Weltenschöpflmgsstoff. 
S. 1031 it. s. w. auf die unabweisliche 
Nothwendigkeit hingewiesen, im Univer 
sum einen feinen Stoff anzunehmen, durch 
dessen allmälige Zusammenballung und 
Verdichtung nicht nur die schon vor 
handenen Gestirne entstanden sind, 
sondern aus welchen die Schöpfungskrast 
der Natur, als Dienerin in diesem Plane, 
zur Darstellung neuer solcher Weltkör 
per noch unaufhörlich zu wirken fortfah 
ren, demgemäß die Schöpfung, statt als 
rin gcschloßucr, vielmehr als ein fort 
gehender Act schöpferischer Allmachts 
äußerung der Gottheit betrachtet werden 
muß; — und ich habe jenen Stoff, den 
Sie, oder also die von Ihr beauftragte 
Natur, dabei benützt, gewiß nicht un 
päßlich mit dem voraufstchenden Namen 
des „W e l t e n s ch ö p f u n g s st o f f e s" * 
belegt. Die biblische Vorstellung ei 
nes „Ausruhens Gottes von Seinem 
Schöpfungstagcwerke" muß von ihrem 
Standpuncte ans interpretirt werden; 
die Wissenschaft huldiget einer heh 
reren Ansicht, und läßt der Unendlichkeit 
der Zeit und des Raumes eine Unend 
lichkeit steter Production entsprechen, wozu 
sich nach meinen Ueberlegungen nun eben 
der „Weltenschöpsungsstoff" darbietet. 
Während ich aber noch mit der Aus 
bildung dieser Ideen in meinem Sinne 
beschäftiget bin, stoße ich auf ähnliche 
erhabene Gedanken bei Her schel (dem 
„Großen", wie ich Ihn immer von 
seinem wackren Sohne John Herschel 
unterscheide) und Kant, dem Königs- 
bcrgcr Weltweisen, und cs gereicht mir 
zur Genugthuung, verwandte Aeußerun 
gen solcher Männer zur Unterstützung mei 
ner Ansicht vortragen zu können. 
Die Aeußerungen Herschel's zunächst 
über die Nothwendigkeit der Annahme 
eines „Weltenschöpfungsstoffes" finden sich 
vortrefflich zusammengestellt in der vom 
Leser, welche si i, » l i ch e r e Andeutungen 
eines selchen, im Universum verbreiteten 
StvffeS verlangen, verweise ich auf den 
sich unter Ihren Augen bildenden soge 
nannten „S v n » e n st n „ b,« welcher höchst 
wahrscheinlich in einer viel engeren Be 
ziehung z» den Schöpfnngsprvcessen steht, 
als man bei der scheinbaren Unbedeutend 
heit seines Vorkommens anzunehmen ge* 
neigt ist. 
67» 
Französischen Akademiker Fourier (gest. 
1829), in der Sitzung der Pariser Aka 
demie vom 7. Juni 1824. vorgetragenen 
Analyse der Arbeiten und Meinungen des 
Britischen Astronomen. Fourier hebt 
mit Herschel's Beobachtungen über die 
Beschaffenheit der Nebelstern c* und 
Nebelflecke des Firsteruhimmels au, und 
führt dann (ich beschränke mich auf einen 
Auszug) folgendergeftalt fort: „Die Be 
trachtung der Gesammtheit dieser Um 
stände leitete Herschel sehr natürlich auf 
die, an mehreren Stellen seiner Werke ** 
vorgetragenen Ideen eines (vergl. die 
Definition zu Eingänge) durch das ganze 
Universum verbreiteten, eigenthümlichen 
feinen Stoffes, aus welchem sich allmä- 
lig sämmtliche Himmelskörper gebildet 
haben. Der, zum Behufe einer solchen 
Gcstirnbildung, wie gesagt, in allen Re 
gionen des Weltalls vorhandene (und, 
sonach wirklich „Weltcuschöpsiings"-) Stoff 
zeigt aber sehr ungleiche Grade der Ver 
dichtung , und ist namentlich in den Ge 
stirn - Nebelmassen und den Kometen nur 
erst noch in tust- (gas-) förmiger Gestalt 
vorhanden. Das Princip der Gravi 
tation findet sich nicht auf die schon 
sormirten Systeme von Weltkörpern ein 
geschränkt, sondern ist in allen Puncten 
des Raumes thätig, und überall der 
Ausdehnungs-Kraft + entgegcuge- 
* Vergl. d. Art. , welche» ich »iit Verwei 
sung hierher ausdrücklich alS eine Vor 
bereitung auf de» gegenwärtige» Vertrag 
bezeichnet habe. 
** Man besitzt, wie meine Leser, Behufs 
eigener Vergleichung, hier wohl gern be 
merke finken, zwei deutsche Bearbeitun 
gen von Herschel's schriftstestcrischeu, 
in den „Philos. Transact.“ zerstreue- 
ten Leistungen : „Ueber den Bau deS Him 
mels." Vvn W. Herschel. Deutsch durch 
Pfa ff (dem Erlanger Professur). Dres 
den. 1826. gr. 8.; und „Herschel's 
Entdeckungen in der Astronomie/' Durch 
denselben. Stuttgart, 1828. 8. — Die 
obige Ansicht eines „WeltenschöpfungS- 
stvffeS" findet sich darin passim niehr 
und weniger bestimmt ausgesprochen, 
ff Diese 'Ausdrücke gebraucht Fourier für 
den von der dynamischen Natur- 
lehre als „Vis aUractiva“ und „Vis 
repulsiva“ bezeichneten Dualismus.
	        
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