Full text: L-Z (2. Band)

680 WeltenschöpfungSstoff. 
setzt; und man sieht demnach ein, daß 
die davon abhängige durchgängige At 
traktion jenen Stoff allmälig hat verei 
nigen und die Gestirne daraus bilden 
können; gleichwie die Neb elstern e sicht- 
barlich nichts weiter als, wenn ich so 
sagen darf, Firstern-Embrponen sind, die 
sich erst noch in einer solchen (fortgehen 
den) Bildung aus „Weltenschöpfungsstoff" 
befinden; — eine Ansicht Herschel's, wel 
che sich vortrefflich an meine obige For 
derung der nothwendigen Annahme fortge 
hender, nicht abgeschloßner, Schö- 
pfungsthätigkcit der Allmacht anschließt. 
— Kant führt mich unten darauf zurück. 
Erhabener noch, und mit Erweiterung 
des Gesichtspunktes, drückt sich Kant, 
zu welchem ich sodann übergehe („Allge 
meine Naturgeschichte des Himmels". — 
Eine an den vortrefflichsten Gedanken 
überreiche Arbeit. Vor mir liegt eine 
vierte Auflage, Zeitz. 1808. gr. 8. — 
S. 81 flgd.) über den Gegenstand ans. 
„Um der Bildung der Gesammtheit der 
Weltkörper nachzuspüren, ist es nothwen 
dig, die mechanischen Gesetze der zu die 
ser Bildung zusammenstrebenden 
Materie (eben was ich „Welten- 
schöpsungsstoff" nenne) zu verfol 
gen. In dem unendlichen Raume des 
überall verbreiteten elementarischen Grund 
stoffs muß dieser Stoff an irgend einem 
Orte die dichteste Häufung gehabt ha 
ben *, um durch die daselbst vorzugsweise 
bewirkte Vereinigung dem Ganzen, oder 
vielmehr seinem, in unserer beschränkten 
Vorstellung, dasselbe vertretenden Theile, 
eine ihm zur Unterstützung dienende Masse 
haben verschaffen können. Zwar scheint 
dieser Vorzug irgend einem bestimmten 
Puncte nicht zu gebühren; allein es darf 
doch angenommen werden, daß einige 
partikulare Formationen eine kräftigere 
Anziehungskraft als andere gehabt ha 
ben; und man darf daraus folgern, daß 
sich nur erst von hier ans die Bildung 
weiter erstreckt, und mit stetiger Fort- 
schreitung auch in fernere Regionen ver 
breitet hat, und noch verbreitet, um den 
* Nur mit ander» Wvrten Herschel's 
obige Forderung der Annahme „unglei 
cher Verdichtung des Welreuschopfungs- 
stoffes i» den oerschiedcncn Regionen des 
ttniversnius." 
unendlichen Raum im Fortgange der Ab 
hängigkeit mit Ordnungen und Welten 
zu erfüllen (ganz wie ich dieser vollkom 
mensten Uebereinstimmung der Ansicht 
wegen vorn hierher verwiesen habe). „Las 
set uns" fährt der ehrwürdige Kant, 
dessen Worte ich nnn ganz unverändert 
anführe, sodann fort, „lasset uns dieser 
Vorstellung einen Augenblick mit stillem 
Vergnügen nachhangen. Ich weiß Nichts, 
was vermögend wäre, den Geist des 
Menschen zu einem so edlen Erstaunen 
anzuregen, als dieser Theil der, auf die 
successive Ausbauung der Schöpfung be 
züglichen Theorie, indem dem Beobachter 
dadurch eine Aussicht in das unendliche 
Feld der Allmacht und Ihrer Schöpfungs 
thätigkeit, gleichwie Anwendung der nach 
den höchsten Gesetzen von Raum, Zeit 
in ihnen vertheilten Elementarstoffe er 
öffnet wird. Wenn man mir einräumt, 
daß die Materie, die den Stoff zur Bil 
dung aller Welten abgibt, in dem gan 
zen unendlichen Raume der göttlichen 
Gegenwart nicht gleichförmig, sondern 
nach einem gewissen Gesetze mehrerer oder- 
minderer Verdichtung vertheilt ist, nach 
welchem Gesetze die Zerstreuung des Ur- 
stoffs von einem bestimmten Puncte, als 
dem Orte der dichtesten Häufung, aus 
zunimmt; so wird die Bildung, in Folge 
der ursprünglichen Regung der Natur, 
zuerst bei diesem Centrum angehoben ha 
ben, und dann in nie abbrechender, eben 
so unendlicher Folge, als es die Unend 
lichkeit des Raumes und der Zeit selbst 
ist, allmälig vorschreiten; — die durch 
gängige Entstehung der schon vorhande 
nen und noch täglich neu entstehenden Ge 
stirne aus diesem „Weltenschöpfungsstoffe", 
als der eigentliche Zielpunct meines Be 
weises, ist aber dann außer Zweifel gesetzt. 
Mit diesen Betrachtungen Kant's und 
Herschel's, welchen ich an Erhabenheit 
Nichts hinzuzufügen weiß, breche ich den 
Vortrag über „W elte nsch öpfu n g s- 
stoff" ab, mich, wie gesagt, glücklich 
schätzend, zwei solche Auctoritäten wegen 
Beibringung eines Artikels für mich an 
führen zu können, welcher freilich sonst in 
einem astronomischen Lehrbuche, so viel 
ich weiß, Ausnahme noch nicht gefunden 
hat*, nach den obigen Auseinanderse- 
* Beziehungsweise habe i ch von der Lehre
	        
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