Full text: L-Z (2. Band)

Weltpole — 
Weltsystem. 61)1 
betreffenden Ortes suchen, und die Are 
des Fernrohrs demgemäß richten. 
Größte Kreise durch die Weltpole ge 
führt, stehen auf dem Acquator senkrecht, 
und heißen Abweichungskreise (s. 
d. A.), weil auf ihnen die Abweichung 
der Gestirne gemessen wird, oder, wenn 
man sie zur „unbeweglichen" Himmel s- 
ku gel (vcrgl. letzteren A. S. 760) rech 
net, Stunden kreise; zu jenen ge 
hören die Koluren, zu diesen der 
Mittagskreis, der durch den Mor 
gen- und Abendpunct gehende sechste 
Stundenkreis u. s. w. 
Die Stellen der Weltpole werden, bc- 
vorwortetcrmaßen, durch die Lage der 
Erdare bestimmt, von welcher die 
Weltare also nur eine Verlängerung 
abgibt. Nun verändert sich aber, wie 
gesagt, die Lage der Erdare gegen die 
Fixsterne (gegen den Himmel), theils 
dauernd <s. nochmals Vorrücken der 
Nachtg lcichen), theils nur perio 
disch (Wanken der Erdare); und 
cs ist daher auch die Lage der Pole 
am Himmel, in der angegebenen Art, 
veränderlich. Indem aber doch die Are 
der Erde, und also auch ihre Verlänge 
rung, nämlich die Weltare, stets durch 
dieselben Puncte des Erdkörp ers geht''', 
so betrachtet man in der Astronomie auch 
die Endpunkte der Weltare, nämlich die 
„Weltpole", als, ihrer Lage nach, 
unveränderlich, und legt, wie besonders 
im ersteren der citirten Artikel aussühr- 
* Dieß heißt (vergl. besonders den Artikel 
Veränderung): der ganze Erdkvr- 
per mit seiner in ihm festen Axe. 
kan» seine Stellung gegen den Himmel, 
in deffe» Raume er schwebt, zwar ver 
ändern , so daß sich diese Axe (und ihre 
Verlängerung mit de» „Welt polen") 
gegen andere Fixsterne richtet, 
aber ohne daß darum, eben weil die Axe 
fest ist, die Polpuncte auf der Erd 
oberfläche eine andere Lage annähmen: 
die P o l h ö h e n (geographischen 
Breiten) sind durchaus unver 
änderlich; welch ein anderer HimmelS- 
punct, bei einer solchen veränderten Rich 
tung der Axe, auch neuer Welt pol 
wurde, so entspricht ihm doch immer der 
selbe Erd pol. 
lich gezeigt wird, jene Bewegung lieber 
den Fixsternen bei. 
Weltsystem, Weltordnung, Son 
nensystem , Planetensystem; Systema 
mundi s. cosmicum. Syslema solare, 
planétarium; Système du monde, Sy 
stème solaire ou planétaire. Man be 
legt mit dem Namen S yftem (vergl. 
d. A.) im astronomischen Sinne nicht 
nur eine Anzahl mehrerer Weltkörper 
selbst, welche in einer bekannten oder 
vermutheten Ordnung und Verbindung 
stehen, und spricht, in diesem Sinne, z. 
B. vom Erd système, als der Verbin 
dung unseres Mondes mit seinem Haupt- 
Planeten Erde, oder vom Jupiters 
systeme, als einer solchen Verbindung 
der Jupitersmonde mit ihrem Planeten 
Jupiter, oder von unserm Plane 
tensysteme überhaupt u. s. w.; son 
dern man gebraucht hier den Ausdruck 
System auch für den Inbegriff der Sätze, 
welche zur Erklärung jener Ordnung und 
Verbindung (des gegenseitigen Abstandes 
der Wcltkörper, der Umlaussverhältnisse 
u. s. f.) erdacht worden sind, und nennt 
demgemäß namentlich die zu solchen Er 
klärungen von den bekannten Astrono 
men Ptolemäu s, C o p e r n i k u s, T y- 
ch o für unser Planetensystem auf 
gestellten Sätze (vcrgl. unten) „Welt 
systeme", indem mau unter „Welt" da 
bei nicht sowohl das Universum in sei 
ner ganzen Uncrmeßlichkcit, als vielmehr 
nur die kleine Welt unserer Son 
ne niit den zu ihr gehörigen 
Haupt- u n d N e b e n p l a n e t e n und 
Kometen* begreift. „Weltsystem" 
steht also hier nur für das System un 
serer Sonne, und solchergestalt, und 
wie dieß auch schon in diesem Artikel 
bcvorwortct worden ist, gleichbedeutend 
mit Sonnensystem. Eigentlich zwar 
erhebt sich der Mensch, als Weltbür 
ger, mit seinen Betrachtungen von dem 
ihm angewiesenen engen Standpuncte 
* Die alte Astronomie umgab dieß „So»» 
nensystem" zwar mit einer (vergl. hinten) 
„achten Fixstern - Sphäre;" znr Be 
trachtung dieser Gestirne unrer dem Ge 
sichtspuncte eigener Weltsysteme 
habe» sich aber nur erst die Neueren er 
hoben.
	        
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