Full text: L-Z (2. Band)

- 696 
Weltsystem. 
IX. c. 1 und 2 zu beweisen, daß die 
Erde u n b e w e g t im M i t t e l p n n c t e 
aller Gestirnbewegung stehen müsse, für 
welche Behauptung die meisten seiner 
Gründe aus dem Mangel einer (bemerk 
baren) Parallaxe der Fixsterne (vgl. 
d. A. S. 552) hergenommen sind. Mer 
kur und Venus setzt Er unter die 
Sonne (läßt ihre Bahnen von der Son 
nenbahn umschlossen seyn), um sie, als 
deren beständigen Begleiter, nicht mit 
den übrigen, ihr zuweilen entgegengesetzt 
erscheinenden Planeten auf Einerlei Seite 
zu bringen. Ueberhaupt gründet Er die 
Ordnung der Planeten darauf, daß der 
jenige näher stehe, welcher seinen Kreis 
lauf um die Erde schneller vollende, wie 
man am Monde und der Sonne, wovon 
jener offenbar näher sey, indem er die 
Sonne verfinstere, gleichwie am Saturn 
sehe, der wegen seines schwachen Lichtes 
für den entferntesten gehalten werden müsse, 
und auch die langsamste Bewegung habe. 
Die oberen Planeten läßt Ptolemäus 
in Ep icyk eln (s. auch d. A.), wie 
EFGH der Figur 1. unserer Tafel 
XXIII. gehen, deren Mittelpuncte 
z. B. D sich im excentrischen Krei 
se (vergl. bJ.)EABG bewegen. Die 
Erde T steht vom eigentlichen Centrum 
6 der concentrischen Kreise, welche die 
Gestirne um sie beschreiben, um die Er- 
centricität (auch eigener zu verglei 
chender Artikel) 61 ab; und jenseit T 
liegt in gleicher Weite der Punct M, um 
welchen der Epicykel mit immer gleicher 
Winkelgeschwindigkeit umläuft. Die ganze 
Bahn, wie DABD, wird während der 
mittleren Umlaufszeit des Planeten zu 
rückgelegt , dev Epicykel aber dabei so 
durchlaufen, däß der (betreffende obere) 
Planet, bei jeder Coujunction mit der 
Sonne, mH, und, bei jeder Opposition, 
in F ist. Hieraus erklärt sich nicht bloß 
der schnellere Laus bei H, wo sowohl der 
Mittelpunct v, als auch der Planet, 
beide nach 6 gehen, sondern auch, und 
zwar durch bloße weitere Vergleichung 
der Figur in derselben Art, der Rücklauf 
in F, und der zweimalige Stillstand zwi 
schen FF und F0, dessen Orte im 12. 
Buche des Almagest geometrisch bestimmt 
und mit den Beobachtungen übcreinstim- 
mcnd gefunden werden * ; und da der 
»lift nfi j^sihìì 1 
* Ich habe, von den ^Hohen des so herrlich 
Punct v bei A langsamer, bei B schnel 
ler fortgeht, so werden dadurch sogar 
die Ungleichheiten der Stillstände 
und Rückgänge in den verschiedenen Thei 
len der Bahn begreiflich, wenn man nur 
6 1 — CM bcr Größe und Lage nach 
so annimmt, wie es die Beobachtungen 
erheischen. 
Für Mercur und Venus ferner folgt 
der Mittelpunct v dem Umlaufe der Son 
ne; und der Epicykel wird in der Zeit 
zwischen zwei auf Einerlei Seite dersel 
ben (der Sonne) Statt findenden größ 
ten Elongationen durchlaufen". In Be 
zug auf den ersteren Planeten, 
gleichwie auf den Mond endlich, muß 
hierbei auch noch die Lage der Ercentri- 
cität veränderlich genommen, rückfichtlich 
jenes auch der Mittelpunct der gleichför 
migen Winkelbewegung von v zwischen 
6 und T gesetzt, und zur Erklärung der 
Breiten ein Schwanken des excentrischen 
Kreises supponirt werden. 
Daß Dieß Alles höchst verwickelt sey, 
läugnetPtolemäus (XIII. 2.) selbst nicht; 
Er fügt aber hinzu: die Weltkörper seyen 
einfachen Copernikanischen Sy 
stems (vgl. linken) auf das verwickelte 
Hülfsmittel der „Epicykel" herabsehend, 
daffelbe zwar öfter ein „erbärmliches" ge 
nannt; allein gestehen wir liiiS, indem 
wir jetzt eine Erklärung anSdenken sol 
len, daß es, wenn einmal die Be 
wegung u ni die ruhend a n g e- 
n v m m e n e Erde als Grundsatz 
postulikt war, dem Scharfsinne des 
Ptolemäus gleichwohl zum Ruhme ge 
reicht; oder aber versuche» wir, bei jener 
Annahme selbst eine andere geschicktere 
Hypothese anzugeben. — Indeß läßt sich 
anderseits auch nicht abläugnen, daß die 
obige Erklärung der Rückläufe und 
Stillstände durch diese Hypothese der 
„Epicykel" schon Manchem sogar der 
Al t eben Weltweiten Bedenklichkeiten er 
regte, in welcher Rücksicht ich namentlich 
Sera. „Qitaest. nat.“ VII. 25 und 26 
zu vergleichen bittet *>0 0 nu ‘ s 
* Ich habe in der Figur 2 unserer Tatet 
XXssH. ishch eine Allgemeine zeich 
nende Uebersicht dieses „P t o l e m ä i sch e n 
W ettsyste-tsts" gegeben, welche manchen 
Lesern zur schnellere» Orientirung will 
kommener seyn röird. '"-d.- r !
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.