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Zeit.
durch Division mit 15 in Zeit verwan
delt, die jedesmalige Sternzeit ange
ben. Zu diesem fixen Puncte hat man
nun denjenigen Himmelsort gewählt, wel
chen der mittlere* Frühlings
punct eben einnimmt, und nennt die
Sternzeit mit Bezug auf diesen Punct
dannZeit der ersten Bewegung**.
Streng genommen, ist nun zwar der Früh-
lingspunct kein fixer Punct, indem er
(vergl. Vorrücken der Nachtglei
ch e n) einer Bewegung von etwa 50
Bogensecunden jährlich nach Westen
unterworfen ist, demzufolge ein Unter
schied zwischen Sternzeit und Zeit
der ersten Bewegung zu beachten
wäre: allein dieser Unterschied beläuft
sich in einem ganzen Jahre nur auf
( So / l5 =) 3, 3 Zeit sccunden, und ist
daher während eines Tages gänzlich un-
merklich, folglich in der Praxis nicht wei
ter zu beachten. In diesem Sinne nun
kann man sagen, daß die irgend einem
Augenblicke entsprechende S t e r n z c i t
demjenigen in Zeit verwandelten Acqua-
torsbogen gleich sey, welcher zwischen
dem mittlern Frühlingspunkte und dem
eben culminirenden Gestirne (derMitte
des Himmels, vergl. d. Art.) liegt,
oder die gerade Aufsteigung des
letzter« abgibt.
So bequem indessen diese Sternzeit
für den astronomischen Gebrauch
auch seyn mag, im bürgerlichen Le
ben findet man sich gleichwohl durch viele
Umstände veranlaßt, die Zeit nach der
Bewegung der Sonne abzumessen. Un
sere ganze gesellige Einrichtung, alle un
* »Mittlere," d. ft. der nur von der Pra
re ssion afficirte Frühlingspunct, wel
cher, wenn auch die Nntativ» berück,
sichtigt wird, der wahre oder schein
bare heißt.
Der Name »erste Bewegung" ist der
Verstellung der griechischen Astrvno-
inen von den 8 Sphären entlehnt, nach
welcher Vorstellung die erste, sämmtliche
Fixsterne enthaltende Sphäre, durch
ihre 24stündige Umdrehung alle übrigen
Sphären mit sich fvrrriß. und so die Ur
sache ward, daß auch Sonne, Mond und
Planeten in derselben Zeit die Erde um
kreisten (vergl. d. Art. Weltsystem,
2. Bd. S. 695).
sere häusliche und öffentliche Gcschästr
richten sich nicht nach der Bewegung deö
Frühlingspunctes, sondern nach jener der
Sonne. Die Sonne führt den Wech
sel der Tage und Nächte herbei, und hat
sich daher schon in den ersten Jahrhun
derten bei allen Völkern der Erde als
das Großartigste der Gestirne zum na
türlichen Regulator der Zeit gleichsam
aufgedrungen. Man könnte nun mit der
Sonne ganz ebenso wie oben mit dem
Frühlingspuncte verfahren, wenn dieselbe
entweder gar keine oder doch eine gleich
förmige (Eigen-) Bewegung befolgte. Al
lein die (scheinbare) Bewegung der Sonne
ist nicht gleichförmig, wie im Artikel
Gleichung der Z eit näher ausein
ander gesetzt wird-, und kann folglich nach
dem oben Gesagten nicht unmittelbar
zum Messen der Zeit angewendet werden.
Um nun aber dennoch die Beziehung auf
den Sonnenlauf nicht aufzugeben, hat
man angenommen, daß es neben jener
die Ekliptik nut ungleichförmiger
Geschwindigkeit durchlaufenden wahren
Sonne, eine zweite, eine mittlere
Sonne gebe, die sich im Aequator
mit gleichförmiger Geschwindigkeit
und zwar dergestalt bewegt, daß sie mit
ver wahren Sonne immer zugleich durch
den Frühlingspunct hindurchgeht *. Ob
gleich daher diese mittlere Sonne keines-
weges in der Wirklichkeit,, sondern
nur in unserer Einbildung existirt,
so kann dennoch ihr Ort am Himmel,
als ob sie wirklich da wäre, in jeden;
Augenblicke leicht aufgefunden werden,
indem nach dem eben Gesagten die g e-
rade Aufsteigung der mittleren
Sonne stets der mittlern Länge (vgl.
Länge in der Bahn 2 Bv. S. 13)
der wahren gleich, und folglich, sobald
mau letztere kennt, auch die erstere
gegeben ist. Diesen Punct des Acqua-
tors, den die mittlere Sonne (wenn
* Streng genommen, geht diese mittlere
Sonne nicht mit der wahren, sondern
mir einer zweiten i» i t t l e r n zn glei
cher Zeit durch den Frühlingspunct, welche
letztere Sonne als die E k l i p t i k mit
gleichförmiger Geschwindigkeit durchlau
fend, und mir der wahren Sonne stets
in den Apsiden zusammentreffend, an
genommen wird.