Full text: L-Z (2. Band)

752 
Zeit. 
durch Division mit 15 in Zeit verwan 
delt, die jedesmalige Sternzeit ange 
ben. Zu diesem fixen Puncte hat man 
nun denjenigen Himmelsort gewählt, wel 
chen der mittlere* Frühlings 
punct eben einnimmt, und nennt die 
Sternzeit mit Bezug auf diesen Punct 
dannZeit der ersten Bewegung**. 
Streng genommen, ist nun zwar der Früh- 
lingspunct kein fixer Punct, indem er 
(vergl. Vorrücken der Nachtglei 
ch e n) einer Bewegung von etwa 50 
Bogensecunden jährlich nach Westen 
unterworfen ist, demzufolge ein Unter 
schied zwischen Sternzeit und Zeit 
der ersten Bewegung zu beachten 
wäre: allein dieser Unterschied beläuft 
sich in einem ganzen Jahre nur auf 
( So / l5 =) 3, 3 Zeit sccunden, und ist 
daher während eines Tages gänzlich un- 
merklich, folglich in der Praxis nicht wei 
ter zu beachten. In diesem Sinne nun 
kann man sagen, daß die irgend einem 
Augenblicke entsprechende S t e r n z c i t 
demjenigen in Zeit verwandelten Acqua- 
torsbogen gleich sey, welcher zwischen 
dem mittlern Frühlingspunkte und dem 
eben culminirenden Gestirne (derMitte 
des Himmels, vergl. d. Art.) liegt, 
oder die gerade Aufsteigung des 
letzter« abgibt. 
So bequem indessen diese Sternzeit 
für den astronomischen Gebrauch 
auch seyn mag, im bürgerlichen Le 
ben findet man sich gleichwohl durch viele 
Umstände veranlaßt, die Zeit nach der 
Bewegung der Sonne abzumessen. Un 
sere ganze gesellige Einrichtung, alle un 
* »Mittlere," d. ft. der nur von der Pra 
re ssion afficirte Frühlingspunct, wel 
cher, wenn auch die Nntativ» berück, 
sichtigt wird, der wahre oder schein 
bare heißt. 
Der Name »erste Bewegung" ist der 
Verstellung der griechischen Astrvno- 
inen von den 8 Sphären entlehnt, nach 
welcher Vorstellung die erste, sämmtliche 
Fixsterne enthaltende Sphäre, durch 
ihre 24stündige Umdrehung alle übrigen 
Sphären mit sich fvrrriß. und so die Ur 
sache ward, daß auch Sonne, Mond und 
Planeten in derselben Zeit die Erde um 
kreisten (vergl. d. Art. Weltsystem, 
2. Bd. S. 695). 
sere häusliche und öffentliche Gcschästr 
richten sich nicht nach der Bewegung deö 
Frühlingspunctes, sondern nach jener der 
Sonne. Die Sonne führt den Wech 
sel der Tage und Nächte herbei, und hat 
sich daher schon in den ersten Jahrhun 
derten bei allen Völkern der Erde als 
das Großartigste der Gestirne zum na 
türlichen Regulator der Zeit gleichsam 
aufgedrungen. Man könnte nun mit der 
Sonne ganz ebenso wie oben mit dem 
Frühlingspuncte verfahren, wenn dieselbe 
entweder gar keine oder doch eine gleich 
förmige (Eigen-) Bewegung befolgte. Al 
lein die (scheinbare) Bewegung der Sonne 
ist nicht gleichförmig, wie im Artikel 
Gleichung der Z eit näher ausein 
ander gesetzt wird-, und kann folglich nach 
dem oben Gesagten nicht unmittelbar 
zum Messen der Zeit angewendet werden. 
Um nun aber dennoch die Beziehung auf 
den Sonnenlauf nicht aufzugeben, hat 
man angenommen, daß es neben jener 
die Ekliptik nut ungleichförmiger 
Geschwindigkeit durchlaufenden wahren 
Sonne, eine zweite, eine mittlere 
Sonne gebe, die sich im Aequator 
mit gleichförmiger Geschwindigkeit 
und zwar dergestalt bewegt, daß sie mit 
ver wahren Sonne immer zugleich durch 
den Frühlingspunct hindurchgeht *. Ob 
gleich daher diese mittlere Sonne keines- 
weges in der Wirklichkeit,, sondern 
nur in unserer Einbildung existirt, 
so kann dennoch ihr Ort am Himmel, 
als ob sie wirklich da wäre, in jeden; 
Augenblicke leicht aufgefunden werden, 
indem nach dem eben Gesagten die g e- 
rade Aufsteigung der mittleren 
Sonne stets der mittlern Länge (vgl. 
Länge in der Bahn 2 Bv. S. 13) 
der wahren gleich, und folglich, sobald 
mau letztere kennt, auch die erstere 
gegeben ist. Diesen Punct des Acqua- 
tors, den die mittlere Sonne (wenn 
* Streng genommen, geht diese mittlere 
Sonne nicht mit der wahren, sondern 
mir einer zweiten i» i t t l e r n zn glei 
cher Zeit durch den Frühlingspunct, welche 
letztere Sonne als die E k l i p t i k mit 
gleichförmiger Geschwindigkeit durchlau 
fend, und mir der wahren Sonne stets 
in den Apsiden zusammentreffend, an 
genommen wird.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.