Full text: L-Z (2. Band)

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Log — Loxodromie. 
Lothrecht, Bleirecht, Senkrecht, Schei 
telrecht, Vertical; Verticale; Vertical, 
A plomb. Wenn eine Linie oder Ebene 
auf der Horizon t al-Ebene. eines Or 
tes (ans der Oberfläche des stillstehenden 
Wassers daselbst) perpendicular" ist, 
rechte Winkel mit ihr macht, so heißt sie 
„lothrecht" oder, ans gleich folgenden 
Gründen, „bleirecht". Die Erfahrung 
lehrt nämlich, daß der Richtung der 
Schwere (der, diese Richtung bezeichnen 
den geraden Linie), namentlich dem mit 
Gewicht (wozu man gewöhnlich „Blei" 
nimmt, daher eben der Name) beschwerten 
Faden : dem Blei lo th e (auchbloß Loth), 
Senkblei (Perpendieulum ; Plomb, Son 
de) überall auf der Erde jene Eigen 
schaft, „rechte Winkel mit der Horizontal- 
Ebene zu machen", beiwohnt. Da diese 
Linie (der Schwere) aber (vcrgl. Zc- 
nith), aufwärts verlängert, zugleich 
den Scheitel Punct trifft, so kommt da-^ 
her auch ihr fernerer Name der „Schei 
tellinie" (Berticale). Unterwärts ver 
längert kommen dagegen alle diese „Schei- 
tcllinien" im Mittelpuncte der Erdku 
gel'"^ zusammen, indem jede Horizon 
talfläche in die Erdkugel-Oberfläche fällt, 
und eine Senkrechte auf ihr also zugleich 
ein Kugel-Radius ist; noch weiter 
in dieser Richtung verlängert, führt die 
„Scheitellinie" zum Fußpuncte (Nadir, 
vergl. auch dies. Art.). 
In der Ausübung, namentlich in der 
praktischen Astronomie, wird die loth- 
rechte Linie, wie gesagt, durch das „Blei- 
* Ich unterscheide zwischen „perpendicular", 
nie Ober-, und „bleirecht" (vertical) 
als Unterbegriff: das „Berticale" und 
Hvrizontale (vergl. b. A. S. 789.) 
werden gegenseitig als „perpendicu 
lar" auf einander bezeichnet; aber nur 
vom „Bert ic alen" kann gesagt wer 
den, daß eS zugleich „bl ei recht" auf 
dem „Horizontalen" sey. Der Um 
stand, daß die Lateinische Sprache (s. 
oben) für „Senkblei" nur den Ausdruck 
,.Perpendiculimi i£ hat, hebt diesen Un 
terschied (die Nothwendigkeit ihn zu ma 
chen) nicht auf. 
Die geringe Abweichung der Gestalt des 
ErokörperS von der reinen Kugel (vergl/ 
Abplattung) setze ich hierbei aus den 1 
Augen 
loch" (Loth) bestimmt, daher dasselbe auch 
schon im Artikel Instrumente (astro 
nomische), S. 818. Sp. 1. mit Verwei 
sung wegen des Näheren hierher, ange 
führt ist. In wiefern dieß „Bleiloth" dabei 
aber durch laterale Anziehungen, besonders 
großer Bergmaffen, von der verticale» 
Richtung abgelenkt werden kann, derge- 
^ statt, daß es dieselbe dann also nicht mehr 
streng bezeichnet, davon habe ich im Vor 
trage über Gravitation, S. 714. 
ausführlich gehandelt. 
Loxodromie , loxodromische Linie; 
Loxodromia , Linea loxodromica ; Lo 
xodromie , Ligne loxodromique (von 
ÀaÇôg schief, ôqo/uos der Laus, „Linie 
des schiefen Laufes"). Ein Ausdruck der 
Schiffskunde zur Bezeichnung der krum 
men Linie, welche ein Schiff, in den 
meisten Fällen, beschreiben würde, wenn 
! dasselbe stets den nämlichen Com- 
paßstrich (oder stets die nämliche Wind 
richtung) verfolgen (bei seinem Laufe also 
alle Meridiane, wie sie, auf der Erdku 
gel-Oberfläche gegen die Pole hin cou 
ver girende größte Kreise abgeben, in 
ihrer Folge nacheinander, unter dem n ä m- 
lichen Winkel durchschneiden) wollte. 
Ich habe von diesem Gegenstände, un 
ter dem praktischen Gesichtspuncte, vor 
läufig schon im Art. La ndchart e n (sub 
fine) , bei Erörterung der Theorie der 
„reducirten Charten", handeln, wegen der 
näheren Beschaffenheit dieser krummen Li 
nie aber hierher verweisen müssen. Er 
innern sich meine Leser also aus jenem 
Vortrage zuvörderst daran, daß, in dem 
speciellen Falle, da ein Seefahrer 
einem Orte zusteuerte, zu dessen Errei 
chung der nämliche Meridian, also 
die strenge Richtung Norden oder Sü 
den, eingehalten werken müßte, D i e ß 
allerdings auch bei steter, gleich strengen 
Verfolgung derselben unveränderten Com- 
paßrichtung (desselben unveränderten 
„Rhumb's", derselben steten Windlinie) 
geschehen würde. Hiervon überzeugt man 
sich ohne Weiteres. Achnliches würde fer 
ner, auch in dem andern speciellen 
Falle der gleich strengen Richtung Osten 
oder Westen, wenn das Schiff also 
namentlich gerade im Aequator fort- 
zusegeln hätte, eintreten: auf dem „Ae 
quator" stehen alle Meridiane unter
	        
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