Full text: L-Z (2. Band)

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Zenithdistanz — Zerlegung ver Kräfte re. 
Abstand des (Himmels-) Aequators von 
dem scheinbaren Zenith heißt die 
beobachtete Polhöhe oder die Breite, 
und vom geocentrischen Zenith die 
geocentrische oder verbesserte Polhöhe des 
Beobachtnngsortes. 
Das Zenith eines jeden Ortes gehört 
für denselben in die unbewegliche 
Himinelskngel (s. H i m m e l s k u g e l, 
1. Bv. S. 760), und bestimmt seinen 
Horizont und Mittagskreis (Me 
ridian); daher man Städten, deren 
Zenith für einen einzigen Punct ange 
nommen wird, auch nur einen Hori 
zont und einen Mittagskreis beilegen 
kann. 
Zenithdistanz, s. Abstand vom 
Scheitel. 
Zenithsector , s. Quadrant, in 
welchem Artikel dieser Name einem nur 
wenige Grade enthaltenden Kreisaus- 
Ich,litte, womit man sehr scharfe Messun 
gen von Zen itha b ständen ausführen 
kann, beigelegt wird. 
Die äußerst genauen Beobachtungen, 
welche besonders seit dem Jahre 1725 
über die Aberration der Fixsterne und 
die Gestalt der Erde angestellt wurden, 
machten Instrumente (Kreise) nöthig, auf 
denen sich die einzelnen Bogcnsccunben 
noch deutlich erkennen ließen, deren Ra 
dius also schon eine beträchtliche Größe 
(wenigstens 10 bis 12 Fuß) haben 
mußte; und weil jene Beobachtungen 
mcistentheils in der Nähe des Zenit Hs, 
höchstens 3 bis 4 Grade davon entfernt, 
Statt fanden, so brauchten diese Instru 
mente auch nur einen sehr kleinen Bogen 
zu umfassen, weßhalb sie den Namen 
Sectoren, Zenithsectoren er 
hielten. 
Schon Picard (vergl. d. Art. Ab 
plattung, 1. Bd. S. 21) bediente sich 
zu seinen Messungen im Jahre 1670 ei 
nes S e c t o r s von 10 Fuß, und H o o k e 
um 1699 eines solchen von sogar 36 Fuß 
Halbmesser; allein der erste Sector, 
welcher allen Ansprüchen in Betreff der 
für so feine Beobachtungen erforderlichen 
Größe und Genauigkeit Genüge lei 
stete, war derjenige, welchen der berühmte 
telbar beobachtet werden kann, die des 
Lehrern herleiten. 
Englische Mechaniker Graham im Jahre 
1725 für Molyneur construirte (vgl. 
den Art. Abirrung des Lichte s>, 
und dem bald darauf ein zweiter für 
Brad ley nachfolgte, mit welchem die 
ser große Astronom die Aberration 
und die N u ta tion entdeckte, und dessen 
Genauigkeit Alles übertraf, was bisher 
in der Kunst, kleine Winkel zu messen, 
geleistet worden war. Dieser letztere, 
also besonders merkwürdige Zenith- 
Sector wird im Observatorium zu 
Greenwich aufbewahrt. 
Wir müssen uns hier auf diese histo 
rischen Notizen beschränken, und dieje 
nigen Leser, welche eine detaillirte Be 
schreibung eines ZcnithsectorS ver 
langen, auf Lalande „Astronomie," 2. 
Bd. §. 2382 flgd. verweisen, woselbst 
auch eine zum Verständnisse unbedingt 
nothwendige, kostbare Figur beige 
fügt ist. 
Zerlegung der Kräfte und Ve- 
WegUNgeN ; R.esolutio viriuiu et uio- 
tus; Decomposüion des sorces et du 
mouvement. Wenn zwei oder mehrere 
Kräfte auf einen körperlichen Punct* zu 
gleicher Zeit wirken, so läßt sich immer 
eine einzige Kraft angeben, deren Wir 
kung der Wirkung jener Kräfte gleichkommt, 
welche man also, ohne die Bewegung des 
Körpers ■ zu ändern, jenen Kräften sub 
stituiré n kann (vergl. Zusammense 
tzung der Kräfte lind Bewegun- 
g c n, welcher Artikel überhaupt mit dem 
gegenwärtigen im engsten Zusammenhange 
steht, ja die Ergänzung desselben bildet.) 
Ebenso kann man nun auch umgekehrt 
für eine auf den körperlichen Punct wir 
kende Kraft, zwei oder mehrere, zu- 
* Körperlichen Punct wollen wir 
hier denjenigen Punct des Körpers nen 
nen, an welchem die Kräfte unmittelbar 
wirkend angenommen werden (an dein 
sie gleichsam angebracht sind). Unsere 
Wissenschaft hat eS überdieß nur mit 
Gestirne» zu thun; wenn man sich 
daher, wie dieß gewöhnlich geschieht, die 
ganze Masse eines Gestirns in seinem 
S ch w e r p u » c t e concenkrirt denkt (das 
Gestirn als einen Punct ansieht), so 
ist eben dieser Schwerpunel der „körper 
liche Punct."
	        
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