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Nicht wesentlich verschieden hiervon ist es, wenn
man, statt den schon gebildeten amorphen Nieder
schlag mit Wasser zu erhitzen, diejenigen Stoffe nebst
Wasser genügend lange aufeinander wirken läfst, aus
denen der Niederschlag entstehen kann. So be
obachtete z. B. Dölter die Entstehung von Bleiglanz
in einer Röhre, welche mit Chlorblei, Schwefelwasser
stoffwasser und etwas kohlensaurem Natron (als agent
mineralisateur) beschickt war und fünf Monate gelagert
hatte, ebenso entstand aus Eisenspat oder Magneteisen
und Schwefelwasserstoffwasser Schwefelkies, nach
dem beides im zugeschmolzenen Rohr mehrere Tage
lang auf 80° erhitzt worden war.
Ganz allgemein erhält man Niederschläge in Form
von ausgebildeten Kristallen, wenn die Lösungen sehr
A^erdünnt sind und sich langsam, z. B. durch Diffusion,
mischen. Indem Drevermann auf dem Boden eines
Glases Bleinitrat, auf dem eines zweiten Kalium-
bichromat ausbreitete, beide Gläser in ein drittes
gröfseres einstellte und das ganze mit Wasser an
füllte , konnte er das allmähliche Wachstum von
Kristallen von Rotbleierz verfolgen.
Diese Methode hat mit der Art, wie Kristalle
schwer löslicher Verbindungen in der Natur entstehen,
die gröfste Ähnlichkeit. Ein lehrreiches Beispiel liefert
uns hier die Bildung von Schwerspat in der Grube
»Güte des Herrn« zu Lautenthal im Harz 1 ), auf deren
s ) Brauns, 1. c. S. 358.