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Formen nur bei einer Temperatur beständig sein;
überschreitet man dieselbe nach oben oder nach unten,
so wird eine der beiden Formen unbeständig und
mufs sich in die beständige umwandeln. Allein diese
Umwandlung erfolgt häufig mit ganz unmefsbar ge
ringer Geschwindigkeit. So kommt es, dafs sich in
der Natur häufig dimorphe Körper in beiden Formen
zusammen vorfinden, ohne dafs man von einer Um
wandlung etwas merkt. In diesem Fall kann man
eine Entscheidung darüber, welche Form die unbe
ständige ist, dadurch beibringen, dafs man die Lös
lichkeit beider Formen bestimmt. Auf diesem Wege
konnte z. B. Foote 1 ) feststellen, dafs bei Tempera
turen unter 100° C Aragonit löslicher ist als Kalk
spat, als unbeständiger. Nachdem anderseits bekannt
ist, dafs Aragonit bei beginnender Rotglut sich von
selbst umwandelt in Kalkspat, so folgt, dafs wahr
scheinlich bis zum Schmelzpunkt des Calciumkarbonats
der Aragonit »metastabil« ist gegenüber Kalkspat.
Dergleichen metastabile Zustände finden sich im
Mineralreiche vielfältig. Ich führe als weiteres Bei
spiel noch die Hydrate des Eisenoxydes an. In den
natürlichen Eisenlagern kommen aufser dem wasser
freien Roteisenstein folgende Hydrate vor: Xantho-
siderit: Fe 2 0 3 • 2H 2 0, Brauneisenstein Fe 2 0 3 U/ 2 H 2 0,
Göthit Fe 2 0 3 • H 2 O und Hydrohämatit Fe 2 0 3 1 / 2 H 2 0.
Diese verschiedenen Hydrate können nicht alle bei
P Vj. physik. Ch. 33, 740.