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Natur in den elektrischen Entladungen der Blitze
sowie in den vulkanischen Essen gegeben. Und
wirklich will man auch in den Niederschlägen, welche
vulkanischen Eruptionen folgen, sowie in den Gewitter
regen einen gesteigerten Salpetersäuregehalt nachge
wiesen haben. Vielleicht entsteht Stickoxyd auch
ähnlich wie Ozon bei elektrischen Oscillationen.
Was die Theorie der Stickoxydbildung aus Luft
bei hoher Temperatur anlangt, so ist dieselbe sehr
einfach. Zu jeder Temperatur gehört eine bestimmte
Konzentration von Stickoxyd, welche mit der Luft im
Gleichgewicht steht gemäfs dem Schema:
N 2 + 0, 2 NO.
Und zwar ist die Gleichgewichtskonzentration des
NO um so gröfser, je höher die Temperatur ansteigt,
weil der Vorgang endotherm ist. Nach Versuchen,
die Prof. Muthmann jüngst im hiesigen Institut
durchgeführt hat 1 ), besteht bei 1800° Gleichgewicht,
wenn 3,6 vol.-proz. NO neben Luft vorhanden sind.
Nach den bekannten Formeln der chemischen Dynamik
läfst sich daraus die Stickoxydkonzentration neben
Luft für jede Temperatur ableiten.
Hierin liegt also eine Quelle der Salpetersäure,
welche unabhängig vom Leben besteht. Seit es aber
Bakterien gibt, tritt diese Bildungsweise zurück gegen
über der biologischen Salpeterbildung durch die nitri-
x ) Muthmann u. Hofer, Ber. d. Deutsch. Gesellsch. 36,
(1903) Heft 2.