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als Atmung bezeichnet werden. Nun sind aber bei
gewöhnlicher Temperatur die organischen Substanzen
durch den Luftsauerstoff nicht merklich angreifbar;
es bedarf also der Organismus zur Bewirkung dieser
Verbrennungen besonderer oxydierender Fermente.
Oxydationskatalysatoren kennt auch die nicht
biologische Chemie vielfach. Es gehören dahin die
Wirkung des Platins auf Knallgas, die Vereinigung
von schwefliger Säure, Sauerstoff und Wasser zu
Schwefelsäure durch die Stickoxyde, die Oxydation
des Naphtalins zur Phtalsäure bei Gegenwart von
Quecksilber u. s. f.
Die Kenntnis der organischen Oxydationsfermente
ist noch wenig vorgerückt. Im Blut findet sich ein
Ferment, das »glykolytische Ferment«, das man aus
den abzentrifugierten Blutkörperchen (eigentlich aus
den Leucocyten) mit Chlornatriumlösung extrahieren
kann x ), und dem vielleicht die Oxydation des Blut
zuckers zuzuschreiben ist. Oxydationswirkungen, die
auf Fermente zurückzuführen sind, lassen sich ferner
an verschiedenen Organbreien dadurch nach weisen,
dafs Bildung von Indophenol eintritt, wenn man zu
denselben eine alkalische Lösung eines Gemenges von
a-Naphtol und p-Phenylendiamin zusetzt. Aus dem
Pflanzenreich kennt man mehrere »Oxydasen«, unter
ihnen am besten die Salicylase, welche Salicylaldehyd
zu Salicylsäure oxydiert, sodann die Laccase, welche
') Oppenheimer, Die Fermente, Lpz. 1900. S. 296.