188
derselbe zur Eiweifssynthese stellen könne. Wir er
innern uns nun einerseits, dafs Aminosäuren das Ge
rüste des Eiweifsmoleküls bilden, anderseits, dafs aus
dem Zucker durch Gärung Fettsäuren und Oxyfett-
säuren, nämlich beispielsweise Milchsäure, Buttersäure,
Essigsäure, die letztere teils direkt, teils auf dem Um
wege über die alkoholische Gärung, entstehen. Das
Problem liegt also namentlich in dem Aufbau der
Aminofettsäuren aus den Fettsäuren bezw. deren Oxy-
derivaten und dem Ammoniak, welch letzteres die
Pflanzen teils vom Boden unmittelbar aufnehmen,
teils aus den aufgenommenen Nitraten durch Reduk
tion gewinnen.
Diese Synthese der Aminosäuren ist nun wohl einer
der dunkelsten Punkte der organischen Chemie. Wir
kennen kein oxydierendes Mittel, um aus Essigsäure
und Ammoniak direkt Glykokoll zu machen; eben
sowenig können wir Glykolsäure mit Ammoniak zu
Glykokoll kondensieren. Dieselbe Unmöglichkeit be
steht für den Chemiker bezüglich der umgekehrten
Reaktionen : Man kann die Aminosäuren nicht ver
seifen und auch nicht zu Fettsäure und Ammoniak
reduzieren. Dagegen kommen alle diese Reaktionen
im Organismus vor. Wir haben gesehen, wie Fäul
nisbakterien Aminosäuren, z. B. Phenylaminoessig-
säure zu Phenylessigsäure und Ammoniak redu
zieren ; und es dürfte für den Organismus die so
träge Aminostickstoffbindung ebenso lösbar und