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Stoffverbindungen eigentlich eine recht oberflächliche
ist, da man über die Uberführbarkeit derselben in
einander, d. h. über ihren Hylotropismus, und über
die sich dabei ergebenden Gleichgewichtszustände,
mangelhaft unterrichtet ist.
Ist man erst bis zu den Aminosäuren vorgedrungen,
so kann man sich deren Kondensation zu Eiweifs durch
die Umkehrung der tryptischen und peptischen Ver
dauung leicht vorstellen. Es macht dies für das grund
sätzliche Verständnis keine weiteren Schwierigkeiten,
wie die Synthese von Maltose aus Glukose. Die Eiweifs
synthese aus den Aminosäuren vollzieht sich selbst
verständlich im weitesten Umfang in den grünen
Pflanzen, da ja alles tierische Eiweifs auf das pflanzliche
zurückzuführen ist. Indessen scheint diese Synthese
kein so ausschliefsliches Vorrecht der grünen Pflanzen
zu sein, wie die Reduktion der Kohlensäure zu Zucker.
Vielmehr ist es sicher, dafs auch Pilze, z. B. der ge
wöhnliche Schimmelpilz, Aspergillus niger, aus Amino
säuren (der Essigsäure-und Oxalsäurereihe), wenn ihm
solche neben Zucker als Nahrung geboten werden,
Eiweifs aufbauen kann. x ) Ob auch im Tierkörper
die Aminosäuren, speziell die tryptischen Verdauungs
produkte, zu Eiweifs regeneriert werden, ist wohl noch
nicht mit Sicherheit beobachtet worden. Dagegen hat
x ) Czapek, Beitr z. chem. Physiol. u. Path. 1, 538. —
Ein anderer Pilz, Eurotyopsis Gayoni, assimiliert auch Milch
säure ; vgl. Maze, Compt. rend. 134, 240.