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Zucker im Blut vorkommt und durch die Niere aus
geschieden wird. Aufserdem haben die Erfahrungen
beim Phlorizin-Diabetes, welcher dadurch entsteht,
dafs die Durchlässigkeit der Niere für den Zucker,
der im Blute vorhanden ist (3 °/oo in der Norm), nach
Verabreichung von Phlorizin herabgesetzt wird, er
kennen lassen, dals ein grofser Teil des Eiweifskohlen-
stoffs vorübergehend zu einem Kohlehydrat wird.*)
Denn man wird annehmen müssen, dafs die Zucker
mengen, welche im Harn beim Phlorizin-Diabetes auf-
treten, im Organismus auch gebildet werden, wenn
demselben kein Phlorizin verabreicht wird, da dieses,
soviel man weifs, nur die Tätigkeit der Niere beein-
flufst. Nach den neuesten Angaben gehen mindestens
80 °/ 0 des mit der Nahrung aufgenommenen Eiweifs-
kolilenstoffs durch die Glykogenstufe. 2 ) Ferner haben
Fütterungsversuche mit reinem Eiweifs 3 ) erwiesen, dafs
man durch dieselbe eine Anhäufung des Leberglykogens
bewirken kann. Glykogen ist ein Kohlehydrat C 6 H 10 O 5 ,
welches der Stärke der Pflanzen entspricht. Es bildet
sich im Tierkörper aus Glukose und häuft sich vor
nehmlich in den Leberzellen an. — Anderseits weifs
man, dafs nach Aufnahme von Eiweifs durch die
Nahrung der gesamte Stickstoff derselben äufserst rasch
9 Cremer und Ritter, Z. Biol. 29, 256 (1893); Prausnitz,
Z. Biol. 29, 168.
8 ) Cohnheim, Die Eiweifskörper. Roscoe-Schorlemmers
Lehrbuch der organischen Chemie IX, 55 (1901).
3 ) Kulz, Festschrift für C. Ludwig, Marburg 1890. 8.69.