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Welches sind nun weiter die Schicksale der Kohlen
hydrate, die nach Abtrennung des Harnstoffs aus dem
Nahrungseiweifs übrig bleiben, oder als solche mit
der Nahrung aufgenommen werden? Es ist bekannt,
dals sie schliefslich zu Kohlensäure und Wasser ver
brannt werden, in welchem Vorgang die Hauptqüelle
der animalischen Wärmeentwickelung und Muskelkraft
liegt. Sehen wir näher zu, wie dies zugeht.
Ob der Zucker im Blut durch ein oxydierendes
Ferment direkt verbrannt wird, oder ob er daselbst erst
('ine Gärung, etwa Milchsäuregärung, durchmacht, und
darauf die Gärungsprodukte verbrannt werden, ist noch
unentschieden. Man weils aber seit 01. Bernard, dafs
der Zucker im Blut in der Tat durch das sog. glyko-
ly tische Ferment zum Verschwinden gebracht wird.
Indessen unterliegt nicht aller Zucker, der der
Nahrung entstammt, ohne weiteres der Verbrennung.
Vielmehr wird er während der Buhe in den Organen,
namentlich in der Leber und den Muskeln, als Gly
kogen abgelagert. Die Leber enthält die gröfste
Menge davon 14—16 Stunden nach der Nahrungs
aufnahme. 1 ) Während der Muskelarbeit wird das
Glykogen durch eine Diastase in Glukose zurück ver
wandelt und als solche im Blut an den Ort des Ver
brauches, nämlich den arbeitenden Muskel, hingeführt.
Das Glykogen ist also eine Art Reservestoff, ähnlich
der Reservestärke der Pflanzen, und man wird an-
*) Külz, Pflügers Archiv 24, 1.