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seit erkannt wurde, dafs beim Eiweifszerfall ein grofser
Teil des Eiweifskohlenstoffs durch die Kohlenhydrat-
(Glykogen-) Stufe geht. übrigens vermag der Or
ganismus auch die Fette zur Leistung von mechanischer
Arbeit heranzuziehen (Voit).
Die Tatsachen des Muskelstoffwechsels sind die
folgenden: Bei der Arbeit findet ein Verbrauch des
Glykogens und des Zuckers statt. Der Glykogen
vorrat der Leber und des Muskels erschöpft sich bei
der Arbeit in rapider Weise, auch nimmt der arbeitende
Muskel während derselben erheblich mehr Zucker aus
dem Blute auf, wie der ruhende. Ferner steigert sich
die Kohlensäureabgabe des arbeitenden Muskels be
deutend über diejenige in der Ruhe. Eigentümlicher
weise übertrifft die Kohlensäureabgabe bei intensiver
Arbeit und lokalem Sauerstoffmangel die Sauerstoff
aufnahme, so dafs also neben der Oxydation auch
eine Spaltung des Zuckers bei der Arbeit einzutreten
scheint, welche mit der alkoholischen Gärung Ähn
lichkeit besitzen müfste. Vielfach trifft man im
arbeitenden Muskel Milchsäure, namentlich bei nicht
ausreichender Sauerstoffzufuhr, so dafs man annehmen
möchte, dafs im Muskel der Zucker aufser einer Gärung,
die mit Kohlensäure-Abspaltung verbunden ist, beständig
auch die Milchsäuregärung durchmacht. Nur kommt
die Milchsäure nicht immer zur Beobachtung, da sie
bei reichlicher Sauerstoffzufuhr weiter zu Kohlensäure
verbrannt wird.