Full text: Chemische Kosmographie

214 — 
sein und dort Gelegenheit gefunden haben, neue Ver 
bindungen untereinander einzugehen.« 
Die, wie mir scheint, allgemein gehegte Ansicht 
von dem stetigen Schwund und Ersatz der lebendigen 
Substanz wird sich wohl im natürlichen Anschlufs an 
die Erfahrungen der fabrikatorischen Tätigkeit der 
Organismen gebildet haben, und vielleicht zeigt sich 
einmal, dafs wirklich beides ursächlich zusammenhängt. 
Was die Vorstellung eines in beständiger Zer 
setzung und Wiederbildung befindlichen Stoffes an 
betrifft, so macht diese dem Chemiker keine Schwierig 
keit. So schwankt beispielsweise bei der Schwefel 
säuredarstellung der Stickstoff zwischen einer höheren 
und niederen Oxydationsstufe hin und her, und 
die genauere Erforschung des Verlaufes chemischer 
Umsetzungen lehrt uns täglich neue Zwischenverbin 
dungen kennen, die in oscillierender Bildung und Zer 
setzung begriffen sind, während ein stetiger ein 
sinnig er Energiestrom sich durch dieselben ergiefst. 
Nun aber kommen der lebendigen Substanz eine 
Reihe von Eigenschaften zu, eben die vitalen, und 
ich werfe die Frage auf, ob wir uns ein chemi 
sches Gebilde vorstellen können, welches 
solche Eigenschaften äufsert? 
Zunächst müssen wir dazu die vitalen Grund 
eigenschaften kurz bezeichnen. — Als erste nenne 
ich die Gewöhnung und Vererbung, deren psychisches 
Korrelat das Gedächtnis ist. Diese allgemeine Eigen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.