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hat ihre Disposition zur D ab-, ihre Disposition zur A
zugenommen. Ihre autonome D ist also jetzt
schwächer, ihre autonome A aber stärker als vor der
Reizung. Die unmittelbar nach Schlufs der Reizung
gröfsere ^.-Disposition und entsprechend stärkere A
nimmt nun aber in dem Mafse wieder ab, als durch
letztere die durch die Reizung bedingte absteigende
Veränderung wieder ausgeglichen wird. Entsprechend
steigt die D -Disposition wieder an, und offenbar endigt
dies mit der Wiederherstellung des mittelwertigen Zu
standes.
Dies sind die Grundzüge der Heringschen
Theorie; wir wollen nicht weiter ausführen, wie die
weiteren allonomen Gleichgewichte beschaffen sind,
die eintreten, wenn die D- und Ä-Reize kombiniert
wirken, denn diese Konsequenzen ergeben sich leicht
und bringen, so interessant sie sind, keine weiteren
neuen Gesichtspunkte. Sondern wir wollen überlegen,
ob die Heringschen Grundannahmen aus unseren
gegenwärtigen Grundbegriffen des chemischen Ge
schehens abgeleitet werden können.
Nun ist der allgemeinste Begriff, unter dem wir
heute alle bekannten chemischen Gleichgewichtsver
schiebungen zusammenfassen, der Satz vom kleinsten
Zwange. Er lautet: Jedes im Gleichgewicht befind
liche chemische System reagiert auf eine zwangsweise
Änderung so, dais es sich dieser Änderung widersetzt.
Nimmt an einem chemischen Gleichgewicht Wasser