Verdunstung.
Die Verdampfung bei gewöhnlichen und bei Temperaturen
unter dem Siedepuncte des Wassers nennt man insbesondere
Verdunstung, den in der Luft unsichtbar enthaltenen Wasser
dampf nennt man Wasser dun st. Er bildet sich bei jeder be
kannten Temperatur unter dem Siedepuncte des Wassers; allein
die Spannung oder Elasticität desselben, so wie die Menge, in
welcher er sich bildet, hängt auch von der Temperatur der wässe
rigen Flüssigkeit ab, aus welcher er sich entwickelt. Der Druck
der Luft hindert diese Verdunstung an der Oberfläche nicht.
Die atmosphärische Luft enthält immer Wasserdunst; ihr
mittlerer Gehalt an solchem beträgt Vioo ihres Gewichtes. Die
ser Wasserdunst ist in der Luft nicht chemisch aufgelöst, son
dern ihr nur mechanisch beigemengt. Die atmosphärische Luft
nimmt mehr davon auf, wenn er eine stärkere Spannung besitzt,
als der in der Luft bereits vorhandene; daher wird durch Luft
wechsel die Dampfbildung und Verdunstung befördert. Die durch
den Luftwechsel neu zugeführte Luft enthält Wasserdunst von
geringerer Spannung, und vermag daher aus wässerigen Flüssig
keiten noch eine Portion Wasser als Dunst aufzunehmen und
fortzuführen.
Der Zymotechniker hat alle Ursache, auf diese Umstände
die gehörige Rücksicht zu nehmen.
Alle Gasarten verhalten sich zum Wasser der atmosphäri
schen Luft gleich.
Die Gährung der von dem Zymotechniker bearbeiteten Flüs
sigkeiten wird meistens unter Zutritt der atmosphärischen Luft
vorgenommen; es entwickelt sich dabei aus den gährenden Flüs
sigkeiten eine grosse Menge kohlensaures Gas. Dieses Gas, aus
einer wässerigen Flüssigkeit entbunden, ist mit Feuchtigkeit ge
sättigt; es enthält auch Alkoholdunst. Sein Gehalt an Wasser-
und Alkoholdunst ist bedingt von der Temperatur der Flüssig
keit, aus welcher es sich entwickelt. Man kann sich von dieser
Thatsache leicht überzeugen, wenn man die Gährung in einem
verschlossenen Gefässe vornimmt und das sich dabei entbindende
kohlensaure Gas durch ein zweischenkelig gebogenes Gasleitungs-