Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (1. Band)

Der Alkohol. 
Der Alkohol ist derjenige Körper, welchen der Zymotech- 
niker mittelst der von ihm unternommenen Processe aus Zucker 
erzeugt. So weit dies für ihn nothwendig ist, soll er daher 
seine Eigenschaften und sein Verhalten kennen. 
Der Alkohol, auch absoluter Alkohol oder wasserfreier 
Weingeist genannt, um dadurch die vollkommene Entwässerung 
desselben anzudeuten, ist eine farblose, tropfbare, sehr dünne 
Flüssigkeit von scharfem, brennendem Geschmack und in der 
Kälte schwachem, angenehmen, in der Wärme durchdringend 
geistigem Geruch. Im concentrirten Zustande genossen, wirkt 
er tödtend, in mit Wasser verdünntem Zustande in grösserer 
Menge genossen, besitzt er die Eigenschaft, zeitweilig zu berau 
schen, die Sinne zu verwirren und die Muskelkraft zu schwächen 
im höchsten Grade; er ist unverdaulich, nicht nährend, und wird 
durch die Lunge wieder ausgeathmet. Zum Wasser besitzt er 
eine grosse Verwandtschaft; er entzieht es mehren Salzen und 
Salzlösungen, so wie organischen Gebilden, wenn diese damit 
gemischt oder übergossen werden. Darauf beruht seine Anwen 
dung zur Fällung von Salzen aus ihren wässerigen Lösungen, so 
wie zur Aufbewahrung und Conservirung anatomischer Präpa 
rate u. dgl. 
Der Alkohol wurde noch bei keinem bekannten Kältegrade 
zum vollkommenen Gefrieren gebracht; bei dem gewöhnlichen 
Luftdrucke siedet er bei einer Temperatur zwischen 62 bis 63° 
(62.7°) R.; er leitet nicht die Elektricität. 
Nach T r a 11 e s dehnt sich der Alkohol bei der Erwärmung 
von — 26° bis -f 37° R. ziemlich gleichförmig, und zwar für jeden 
Grad der Thermometer-Scala um 0.000846 seines Volumens aus. 
Wegen dieser bedeutenden Ausdehnung durch die Wärme und 
weil er nicht gefriert, wird er als tbermometrisches Mittel vor 
züglich für solche niedrige Temperaturen angewendet, bei welchen 
das Quecksilber schon erstarrt (Weingeist-Thermometer). 
Balling's Gährungschemie. ’. Q
	        
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