Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (1. Band)

8. Die vaporimetrische Probe. 
Diese Probe zur Bestimmung des Alkoholgehaltes gegohrener 
geistiger Flüssigkeiten wurde vom Mechanikus Heinrich Geissler 
in Bonn angegeben, und ist zur Prüfung von Wein, Bier, Essig, 
Branntweinmaische auf ihren Alkoholgehalt anwendbar. 
Sie gründet sich auf die Grösse der Spannung, welche der 
Dampf alkoholhaltiger Flüssigkeiten zeigt, wenn man diese bis 
zum Siedepuncte des Wassers erhitzt. 
Je mehr Alkohol die Flüssigkeit enthält, desto grösser ist 
die Spannung ihres Dampfes. 
Die letztere wird gemessen durch die Höhe einer in einer 
Glasröhre sich bewegenden Quecksilbersäule, welcher der Dampf 
das Gleichgewicht hält, und diese zeigt an der an der Glas 
röhre befestigte Scale unmittelbar den Alkoholgehalt der geisti 
gen Flüssigkeit sowohl in Gewichtsprocenten als dem Volumen 
nach an. 
Der dazu gebrauchte aus mehreren Theilen bestehende Appa 
rat heisst: Vaporimeter. 
Flüssigkeiten, welche zugleich Kohlensäure enthalten, muss 
diese vorerst durch Zusatz von gebranntem Kalk entzogen wer 
den. Ist bei Vornahme des Versuches der Barometerstand 
nicht der normale, so muss eine Corrution des Resultates ein- 
treten. 
Näheres findet man in der gedruckten Gebrauchsanweisung 
nebst Reductionstabellen zu dem patentirten Vaporimeter von 
Heinrich Geissler, Bonn 1857. 8. 8 Seiten, welche dem Appa 
rate beigegeben wird. 
Wenn man nun diese Methoden zur Bestimmung der Alko 
holgehalte gegohrener Flüssigkeiten überblickt, so findet man, dass 
die Destillationsprobe die einzig wahrhafte, dabei aber auch zeit 
raubend ist und eines kostspieligen Apparats bedarf. Die sac- 
charometrische Probe kommt ihr am nächsten und ist durch sie 
controlirt und bestätigt, so dass man davon in der That in der 
Praxis im Grossen Gebrauch machen kann; sie ist einfach und 
leicht ausführbar und dadurch dem Gewerbsmanne zugänglicher. 
Die Ermittelung der Attenuationsverhältnise bei der Gäh- 
rung des gemeinen und Krümelzuckers in Verbindung mit der 
Destillationsprobe zur Bestimmung des Alkoholgehaltes der ge-
	        
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