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der Umwandlung des Stärkmehls in Zucker mittelst Schwefel
säure sowohl als mittelst Gerstenmalz (Diastas) gemacht hat.
100 E lufttrockenes Kartoffelstärkmehl, worin 80.6 E was
serfreie Stärkmehlsubstanz, müssten 89.9 E wasserfreien Stärke
zucker, und 100 ii Getreidestärkmehl, worin 86.5 E Stärkmehl-
substanz und 1.5 E Tegumente, müssten 96.48 E dieses Zuckers
liefern, was unter keinerlei Umständen der Fall ist.
Ueberhaupt herrscht selbst unter den ausgezeichnetsten
Gelehrten, was diese Umwandlungen betrifft, viele Verwirrung,
und in den neuesten Werken von Dumas, L i e b i g, M u 1 d e r
wird überall Dextrin mit Dextringummi verwechselt. Das Fol
gende soll daher dazu dienen, zu einer richtigem Erkenntniss
dieses Gegenstandes die Bahn zu brechen.
Wenn man 100 Gewichtstheile lufttrockenes Kartoffelstärk
mehl mit 18 pCt. Wassergehalt mittelst Gerstenmalz in Gummi
und Zucker umwandelt, so erhält man aus dem erstem circa
81 Gewichtstheile wasserfreies Extract, welches etwa zu l / 3 aus
Dextringummi und zu % aus Dextrinzucker besteht. Aus 100
Gewichtstheilen lufttrockenem Getreidestärk mehl mit 12 pCt.
Wassergehalt erhält man 86.5 Gewichtstheile desselben Ex
tractes.
Hiernach scheint es offenbar, dass die Menge der Substanz
bei der Umwandlung des Stärkmehls in Gummi und Zucker
nicht vermehrt wird, was doch der vorstehenden stöchiometri
schen Berechnung gemäss sein sollte. Auch zeigen die bei der
Beobachtung des Gährungsverlaufes sich herausstellenden Atte
nuationsverhältnisse, dass man aus diesem durch die Gährung
zersetzten Extract nicht mehr Alkohol erhält, als der Menge
desselben — dieses als wasserfreier Krümelzucker betrachtet —
entspricht, und dass der unzersetzte Antheil in der gegohrenen
Flüssigkeit in Auflösung zurückbleibt.
Wenn man 100 Gewichtstheile lufttrockenes Kartoffelstärk
mehl von 18 pCt. Wassergehalt mittelst Schwefelsäure in Zucker
umwandelt, so erhält man davon nur 100 E Syrup von 80 Grad
Saccharometer, also etwa eben so viel des neuen Umwandlungs-
productes, als bei Anwendung von Gerstenmalz. Bei diesem Pro-
cesse erzeugt sich wahrscheinlich Ameisensäure, welche Ursache
des sich dabei verbreitenden eigenthümlichen säuerlichen Geru-
Balling’s Gährungschemie. I. 19