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Bezug auf die Verkleinerung des Volumens bei der Austrocknung
wurden keine Beobachtungen gemacht. Jedenfalls findet eine
solche Statt, weil die Kartoffelknollen durch Austrocknung spe-
citisch schwerer werden. Aus diesen nur einzeln dastehenden
Versuchen lassen sich noch keine weitere gütige Folgerungen
ziehen.
Die Kartoffeln ertragen eine Temperatur von mehreren
Graden unter 0, bevor sie gefrieren. Ursache davon ist der
Umstand, dass der Saft derselben gewisse Stoffe aufgelöst ent
hält, welche seine Dichte erhöhen und das Gefrieren derselben
erschweren. Manchmal trifft es sich dennoch, dass die Kartoffeln
bei stärkerem Froste gefrieren. Dabei werden, indem sich das
aus dem Wasser des Saftes bildende Eis ausdehnt, die Zellen
zersprengt, die Zellenwände zerrissen und dadurch die orga
nische Structur der Kartoffeln zerstört. Sie verlieren dadurch
ihre Lebens- oder Vegetationskraft, und wenn sie aufthauen,
gehen sie bald in Fäulniss über, weshalb man sie nach dem
Aufthauen schnell verarbeiten muss. Will man sie vor ihrer Ver
arbeitung zum Branntweinbrennen nicht aufthauen lassen, so er
fordert das Garkochen derselben etwa 50 pCt. mehr Dampf und
einen in gleichem Verhältnisse grösseren Zeitaufwand.
Man hat beobachtet, dass sie öfters mehr Branntwein und
bei ihrer Verwendung zur Stärkmehlerzeugung mehr Stärkmehl
geben, was sich daraus erklärt, dass durch das Zerreissen des
fleischigen Zellgewebes das Stärkmehl mehr biosgelegt wird,
und deshalb vollständiger gewonnen oder aufgelöset werden kann.
Wenn die Kartoffeln im Frühjahre bereits gekeimt haben,
enthalten sie schon weniger Stärkmehl, weil ein Theil desselben
mit zur Bildung der Keimfäden verwendet worden ist. Verar
beitet geben sie daher sowohl eine geringere Stärkmehl- als
auch Branntwein-Ausbeute. In den Keimfaden ist ein eigener
nicht flüchtiger, an die Pflanzenalkaloide sich anschliessender
Stoff enthalten, der einen bitteren, eckelerregenden kratzenden
Geschmack besitzt. Man nannte ihn Solanin.
Wenn man solche gekeimte Kartoffeln mit den Keimfäden
und ohne diese abzusondern zur Branntwein-Erzeugung verar
beitet, so erhält man eine Maische, welche während der Gäh-
rung einen eigenen stechenden Geruch verbreitet, und beim Ab
triebe ein Destillat liefert, welches denselben stechenden die Au