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7) Der in clem Samenlappen enthaltene Kleber, welcher
vorzüglich den Kohlenstoff zur Bildung des kohlensauren Gases
herzugeben scheint, wird durch diese Veränderung geschickter,
das in dem Samen enthaltene Stärkmehl selbst bei der gewöhn
lichen Temperatur theilweise in Gummi und Zucker zu verwan
deln, welche sich in dem eingesogenen Wasser lösen und nun
in den sich ausbildenden Gefässen der jungen Pflanze als erste
Nahrung zugeführt werden. Dies ist Thatsache und zeigt uns
an, dass man für die Zwecke der Zymotechnie die Keimung der
Samen auch nicht zu weit vorschreiten lassen dürfe, sondern
dass dieselbe von einem gewissen Zeitpunkte an aufgehalten wer
den muss, um die Veränderung des Klebers nicht über das
rechte Hass hinaus zu treiben, und um nicht zu viel von der
nutzbaren Substanz des Samenkorns zu verlieren und diese nicht
gewissermassen von der keimenden Pflanze consumiren zu lassen.
Das sich entwickelnde kohlensaure Gas kann aber auch von dem
Kohlenstoff des Stärkmehls herrühren, und dies würde uns
einen Fingerzeig geben über den Umwandlungsprocess des Stärk
mehls im Zucker.
8) Die junge Pflanze schickt ihr Wtirzelchen abwärts und
erhebt ihr Blattfederchen, welches unter der Hülse zum anderen
Ende des Korns fortschreitet, nebst dem Samenlappen als Blatt
dem Lichte entgegen, über die Erde.
Diese Erscheinungen werden nun bei der Malzbereitung im
Grossen Berücksichtigung finden müssen.
Das Keimen des Getreides ist daher in der praktischen
Zymotechnie vorzüglich dazu bestimmt, das mehlige Korn der
Samen aufzuschliessen, das Mucin in Diastas zu verwandeln und
dadurch dessen zuckerbildende Kraft zu steigern, um hernach
bei dem Maischprocesse davon Gebrauch machen zu können. Es
muss aber zur gehörigen Zeit unterbrochen werden, weil ausser
dem die Menge und Wirksamkeit des Diastas wieder vermindert
und ein Theil der nutzbaren Substanz (Stärkmehl, Gummi,
Zucker) von dem jungen Pflänzchen, dem sie als Nahrung dient,
verzehrt und dadurch der Rückstand weniger ausgiebig und
brauchbar werden würde.
Die Erfahrung lehrt nun. dass man den Wurzelkeim nach
Umständen mehr oder weniger lang hervortreten lassen könne,
dass man es aber durchaus vermeiden müsse, den Blattkeim her