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Wasser durch die Hülse auch in das mehlige Korn ein, durch
zieht es und löst dabei offenbar etwas von den löslichen Be
standteilen der Samenkörner (Gummi, Zucker, Albumin, Mucin)
auf. Von diesen nutzbaren Substanzen wird dadurch den Samen
körnern um so mehr entzogen, je öfter das Wasser gewechselt
und frisches Wasser aufgegossen wird. Dies hat eine Verände
rung in der Mischung des Samenkorns zur Folge, welche nicht
nur bedingt, dass ein Verlust an nutzbarer Substanz Statt findet,
sondern auch ein Verlust an Mucin; und dass ein Verlust an
dieser, für den Keim- und Maischprocess höchst wichtigen Sub
stanz keine guten Folgen haben kann, dürfte einleuchten. Aus
diesem Grunde liefert eine solche gequellte Gerste beim Fort
wachsen in der Erde nur eine kränkelnde Pflanze. Beim Kei
men in der feuchten Erde findet eine solche Ausziehung der
Samen nicht Statt, und es geht daraus hervor, dass für das
Aufquellen der Getreidekörner Behufs ihrer Vorbereitung für
das Keimen ein Verfahren zu befolgen wäre, welches keine
nachtheilige Extraction einiger der wesentlichen Bestandtheile
derselben bedingt — ein Verfahren, welches bereits im Grossen
Eingang gefunden und sich als vortheilhaft erwiesen hat. Vorerst
soll das ältere, bisher noch allgemein befolgte, dann aber auch
das neue Verfahren erklärt und beschrieben werden.
Einquellen der Gerste nach der üblichen Art.
Beim Einquellen der Gerste wird so verfahren, wie bereits
im Allgemeinen angegeben worden ist. Nach dem Abwaschen
der Gerste und Abnehmen der tauben Körner (Abschöpfgerste)
wird das Wasser, welches einige Zoll hoch über der Gerste stehen
muss, in gebrochenen Zeiträumen noch zwei- bis dreimal gewech
selt und die bis zum erforderlichen Grade geweichte Gerste hier
auf auf die Malztenne (Wachstenne, Hummel) herausgeworfen.
Die nöthige Dauer des Einweichens ist verschieden und
von mehreren Umständen bedingt. Frische Gerste weicht schneller
als alte, dünnhülsige leichter als dickhülsige; im weichem und
wärmern Wasser weicht sic schneller als im härtern und käl-
tern. Ebenso hängt die Dauer des Einquellens von der Tempe
ratur der äussern Luft und des Raumes ab, in welchem diese
Operation vorgenommen wird.