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als ein übles Zeichen in Bezug auf die herrschende Manipu
lation zu betrachten.
Hiernach könnte es scheinen, daß es vortheilhafter sei, die
Gährungen in verschlossenen Gefäßen vorzunehmen; allein es
hat sich dabei im Allgemeinen in Berücksichtigung der mehren
Umständlichkeit des Verfahrens kein wesentlicher Vortheil bei
sonst zweckmäßigem Vorgänge herausgestellt.
Bei der Gährung des Weinmostes indessen hat man unter
Umständen einen wesentlichen Vortheil in Bezug ans Qualität
und Haltbarkeit des erzeugten Weines bei dessen Gährung in
geschlossenen Gefäßen beobachtet. Die bekannten Vinificatoren
der Madame Gervais in Frankreich und des Hrn. vr. Gall
sind hierfür bestimmt. Bei der Behandlung der Weingährung
wird hiervon umständlicher gesprochen werden.
Cinflnß der Wärme auf die Äußerung der
chemischen Verwandschaft.
Die Wärme übt auch einen großen Einfluß auf die chemische
Verwandschaft der Körper, mithin auch auf die Gährnngspro-
dncte, welche bei verschiedenen Temperaturen gebildet werden.
Bei niedrigerer Temperatur entstehen andere Producte als bei
höherer Temperatur, und dieß in um so größerem Grade, je
bedeutender die Differenz der Temperaturen der gährenden
Flüssigkeiten ist. Der frisch gepreßte Rnnkelrübensaft z. B. geht
unter günstigen Umständen bei der mittlern Temperatur von
16° R. von selbst in die geistige Gährung über und liefert dabei
eine seinem Zuckergehalte entsprechende Menge Alkohol und
Kohlensäure; er liefert auch neu gebildete Hefe. Überläßt man
ihn dagegen bei 35° R. Temp. sich selbst, so erleidet der darin
enthaltene Zucker auch eine Zersetzung; aber es wird daraus
kein Alkohol, sondern Milchsäure gebildet. (Liebig.) Zndeß
innerhalb bestimmter Temperatursgrenzen und wenn das Ma
ximum nicht überschritten wird, tritt für den Proceß der gei
stigen Gährung in dieser Beziehung kein bemerkbarer Nach
theil ein.
Eine höhere Gährungstemperatur ist auch der Oxydation
des in der gährenden Flüssigkeit gebildeten Alkohols zu Essig-