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wähl desselben frei, und er muß es oft nehmen, wie es ihm
zu Gebote steht. Er verwendet es zu mehren Zwecken, als:
zum Speisen des Dampfkessels, zum Einquellen des Getreides
vor dem Keimen, zum Einmeischen, zum Zukühlen der Meischen,
zur Kühlung der Kühlgeräthe, zur Reinigung der Gefäße. Je
nach seiner Beschaffenheit hat es einen verschiedenen Einfluß bei
seinen mehrfachen Verwendungen, auf den Erfolg der damit vor
genommenen Operationen, so wie auf die Qualität der erzeug
ten Products; denn es macht z. B. im Bier einen Hauptbe
standtheil desselben aus. Im Branntwein ist es im destillirten
Zustande enthalten, wenn er nicht mit Wasser verdünnt worden
ist; in den Wein gelangt es aus dem Traubensafte, worin es
schon vorhanden war.
Wenn das Wasser vollkommen klar ist und in 1000 Gran
desselben nicht mehr als 2 Gran fixe Stoffe (Salze) sich auf
gelöst befinden, so ist es noch zu allen Verwendungen in der
Zymotechnie geeignet. Zu mehren Verwendungen desselben, als:
zur Kühlung der Kühlgeräthe, zum Reinigen der Gefäße, kann
es selbst noch mehr davon enthalten, ohne irgend einen Nach
theil zu bewirken.
Von solchen harten Wässern muß man zweierlei nach ihrem
verschiedenen Verhalten beim Kochen unterscheiden, und zwar:
a) Wasser, welches sich beim Kochen trübt, und
b) Wasser, das sich beim Kochen nicht trübt.
Das erstere Wasser enthält doppelt kohlensaure Salze (Kalk,
Bittererde, Eisenoxydul) aufgelöst, welche beim Kochen unter
Entwickelung eines Theils der Kohlensäure zersetzt und in ein
fache Carbonate verwandelt werden, die sich als im Wasser un
löslich daraus präcipitiren und es trüben.
Ein solches Wasser setzt im Dampfkessel sogenannten Kessel
stein ab. Man glaubt, es tauge minder beim Einquellen des
Getreides, indem sich dabei auch einfache Carbonate daraus prä
cipitiren, welche sich auf die Hülsen des Getreides niederschlagen,
deren Poren verstopfen, das Eindringen des Wassers verhindern
und dadurch das Einquellen verzögern; allein es ist dieß eine
Befürchtung, die ungegründet scheint und auf keiner richtigen
praktischen Erfahrung beruht; denn es ist Thatsache, daß das
Einquellwasser des Getreides immer freie Kohlensäure enthält,
die sich während des Einquellens aus dem Samen bildet und