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Ad c) Der Schleimzucker.
Diese Art Zucker kommt hier nur insofern in Betracht, als
der durch die Einwirkung einer zu hohen Temperatur zersetzte
Zucker dazu gezählt wird, welchen man in den Zuckersiedereier
Abfallsirnp oder Melasse nennt und welchen man als Neben-
prodnct erhält. Dieser Zucker ist im verdünnten Zustande mit
Zusatz von Hefe der geistigen Gährnng ebenfalls fähig, und ec
consumirt dabei Hefe, ohne neue Hefe zu erzeugen.
Die Melasse enthält neben dem Schleimzucker noch andere
Bestandtheile (Schleim, Pigment und Salze), dann auch einer
Antheil kristallisirbaren Zucker.
Die letzte Melasse, welche in den Rübenzuckerfabriken als
Nebenproduct abfällt, und welche schon so verunreinigt ist un>
einen so unangenehmen, brenzlich-salzigen Geschmack besitzt, da;
sie als Versüßungsmittel nicht mehr gebraucht werden kann,
enthält noch eire» 40 pCt. Zucker, und bietet daher, wenn sü
unter diesen Umständen hinreichend wohlfeil zu haben ist, für
den Branntweinbrenner ein werthvolles Product für die Ver
arbeitung, welches einem gleichen Gewichte Getreide in der Aus
giebigkeit, d. h. in der Ausbeute an Branntwein, gleichgeschätzt
werden kann. Auf diese, bei Versuchen im Großen gemachter
Erfahrungen stützt sich die neuere Bestimmung in Österreich,
daß die Melasse bei deren Besteuerung zur Branntweinerzeugung
den verarbeiteten mehligen Stoffen gleichzustellen sei.
Die Milchsäure.
Die Milchsäure findet sich in den sauren Molken; sie bildet
sich bei der Gährnng des Runkelrübensaftes, bei der Gährnng
des Brotteiges, bei der Gährnng reinen Zuckers mit Zusatz von
Bierhefe (Dumas). Sie entsteht unter gewissen Umständen
bei dem Meischprocesse in der Bierbrauerei und Branntwein
brennerei; die freie Säure, welche sich dann in den Meischwürzen
findet, ist nebst Phosphorsäure auch Milchsäure.
Die Milchsäure kann hier nur insofern in Betracht gezogen
werden, als sie durch Bildung aus Stärkmehl und Zucker bei
den zymotechnischen Processen aufritt. Im isolirten reinen Zu
stande kommt sie dabei nicht in Beachtung.