Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 1. Theil)

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stimmen. Die wirkliche Entstehung der Hefenzellen in geeig 
neten Flüssigkeiten und unter den günstigsten Verhältnissen 
scheint bis setzt mindestens ebenso wahrscheinlich als die entge 
gengesetzte Theorie, die nur ihre Keime in jenen Flüffigkeiten 
den zur Entwickelung geeigneten Ort finden laßt; ebenso beruht 
vielleicht die Vermehrung der Hefe in gährungsfähigen Flüssig 
keiten nicht auf der Multiplication der zugesetzten, sondern auf 
der fortdauernden Neubildung von Hefenzellen. 
Noch ließe sich fragen: woher zunächst die Substanz der 
Zellenmembran herzuleiten sei, ob aus Zucker, ob aus Gummi, 
ob durch Zersetzung von Protein und Austreten von Ammo 
niak? Alle diese Fragen sind jetzt erst in aller Schärfe möglich 
und eine Aufgabe neuer Forschungen. 
Über die Wirkungsweise der Hefe hat Sch loßberger 
noch einige Versuche angestellt. Hefe, die seit etwa 24 Stunden 
in stinkende Fänlniß übergangen war, ließ sich durch Zucker 
zusatz wieder darin hemmen, indem jetzt aller Geruch verschwand, 
sich bloß noch Kohlensäure entwickelte; wenn aber die Fäulniß 
schon länger gedauert hatte, schien der Zucker nicht mehr zer 
setzt zu werden, die Entwickelung übelriechender Gase dauerte 
fort. 
Jedes Ferment scheint.seine Phasen zu haben, in denen 
allen es in Umsetzung, aber in verschiedener Art begriffen ist; 
je nach der Epoche der Umsetzung scheint nun dasselbe Ferment 
verschiedene Spaltungen- anderer complicirter Atome zu veran 
lassen, worauf besonders von Fremy hingewiesen worden ist. 
In Betreff der Mittel, welche die zymomotorische Kraft der 
Hefe aufheben oder vermindern, sey den Angaben von Que- 
venne fast nichts beizufügen; nur möge hervorgehoben werden, 
daß, wie auch Quevenne fand, selbst eine starke Lösung ar- 
seniger Säure die Gährung durchaus nicht aufhebt, kaum ver 
langsamt, ohne daß daraus ein sicherer Schluß gegen die be 
lebte Natur der Hefe gezogen werden dürfte; denn auch nach 
Liebig's Gährungstheorie sollte arsenige Säure die Gährung 
aufheben, indem sie den organischen Materien den Charakter 
der Unverwesbarkeit oder Unfähigkeit zu faulen mittheilte. 
Bei der stinkenden Fäulniß der Hefe findet eine Zerstörung 
ihrer Häute Statt; es bilden sich Infusorien und zahllose, un 
endlich kleine Molecule, wie bei allem letzten Zerfallen orga 
nischer Bildungen.
	        
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