156
stimmen. Die wirkliche Entstehung der Hefenzellen in geeig
neten Flüssigkeiten und unter den günstigsten Verhältnissen
scheint bis setzt mindestens ebenso wahrscheinlich als die entge
gengesetzte Theorie, die nur ihre Keime in jenen Flüffigkeiten
den zur Entwickelung geeigneten Ort finden laßt; ebenso beruht
vielleicht die Vermehrung der Hefe in gährungsfähigen Flüssig
keiten nicht auf der Multiplication der zugesetzten, sondern auf
der fortdauernden Neubildung von Hefenzellen.
Noch ließe sich fragen: woher zunächst die Substanz der
Zellenmembran herzuleiten sei, ob aus Zucker, ob aus Gummi,
ob durch Zersetzung von Protein und Austreten von Ammo
niak? Alle diese Fragen sind jetzt erst in aller Schärfe möglich
und eine Aufgabe neuer Forschungen.
Über die Wirkungsweise der Hefe hat Sch loßberger
noch einige Versuche angestellt. Hefe, die seit etwa 24 Stunden
in stinkende Fänlniß übergangen war, ließ sich durch Zucker
zusatz wieder darin hemmen, indem jetzt aller Geruch verschwand,
sich bloß noch Kohlensäure entwickelte; wenn aber die Fäulniß
schon länger gedauert hatte, schien der Zucker nicht mehr zer
setzt zu werden, die Entwickelung übelriechender Gase dauerte
fort.
Jedes Ferment scheint.seine Phasen zu haben, in denen
allen es in Umsetzung, aber in verschiedener Art begriffen ist;
je nach der Epoche der Umsetzung scheint nun dasselbe Ferment
verschiedene Spaltungen- anderer complicirter Atome zu veran
lassen, worauf besonders von Fremy hingewiesen worden ist.
In Betreff der Mittel, welche die zymomotorische Kraft der
Hefe aufheben oder vermindern, sey den Angaben von Que-
venne fast nichts beizufügen; nur möge hervorgehoben werden,
daß, wie auch Quevenne fand, selbst eine starke Lösung ar-
seniger Säure die Gährung durchaus nicht aufhebt, kaum ver
langsamt, ohne daß daraus ein sicherer Schluß gegen die be
lebte Natur der Hefe gezogen werden dürfte; denn auch nach
Liebig's Gährungstheorie sollte arsenige Säure die Gährung
aufheben, indem sie den organischen Materien den Charakter
der Unverwesbarkeit oder Unfähigkeit zu faulen mittheilte.
Bei der stinkenden Fäulniß der Hefe findet eine Zerstörung
ihrer Häute Statt; es bilden sich Infusorien und zahllose, un
endlich kleine Molecule, wie bei allem letzten Zerfallen orga
nischer Bildungen.