Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 1. Theil)

Vermehrung der Hefencellulose, und zwar höchst wahrscheinlich 
auf Kosten des Zuckers Statt gefunden haben, was das treff 
liche Fortvegetiren der auswachsenden Zellen in frischem Zucker- 
waffer, ohne Gährung zu veranlassen, auch sehr gut 
erkläre. 
Zu den Versuchen wurde frische Traubenzuckerlösung und, 
wie es scheint, auch gemeiner Zucker verwendet. Wenn nun 
ein Theil des Zuckers zur Bildung der Hefencellulose verwen 
det wird, so kann der Zucker offenbar nicht die nach seiner Zu 
sammensetzung ihm zukommende Menge Alkohol liefern, und 
daraus könnten sich wohl mit die Anomalien erklären, welche 
man zwischen der Gährungsformel des Zuckers und der daraus 
wirklich erhaltenen Ausbeute an Alkohol beobachtet hat. Immer 
aber muß bei solchen Versuchen unterschieden werden zwischen 
Selbstgährung und mit Zusatz von Hefe eingeleiteter Gährung 
dann bei der letztern zwischen Gährung reiner Zuckerarten, wo 
bei die Hefe zersetzt wird, bloß die Hefencellulose zurücklassend, 
oder wo neue Hefe gebildet wird, welche Unterscheidung bei der 
vorstehenden Arbeit nicht getroffen wurde. Beide Gährungs- 
weisen dürften sich in diesen Beziehungen wesentlich von ein 
ander unterscheiden. 
Der Lüd ersd orff'sche Versuch, die Hefenzellen zu zermal 
men, sei, so sinnreich und schlagend er scheint, keineswegs be 
weisend, da durch den Act des Zermalmens, der 6 Stunden 
Zeit erforderte, eine ebenso lange Berührung des stickstoffhaltigen 
Zelleninhalts mit der Atmosphäre (Sauerstoff) Statt findet. 
Bliebe nun bei dem Zermalmen die chemische Zusammensetzung 
gleich, so wäre es ganz evident, daß eben die Zellenbildung, und 
nur diese, nicht die chemische Action oder Übertragung einer be 
stimmten Bewegung der Molecule das Bedingende der Gäh 
rung sei. 
Schmidt fand nun in der zermalmten Hefe viermal mehr 
Ammoniak als in der unzermalmten, und folgert daraus wie 
aus andern Beobachtungen, daß die chemische Theorie der Gäh 
rung vorläufig erwiesen (?) sei, und es handle sich darum, die 
bestimmte Art dieser Umsetzung, namentlich die Zwischenproducte 
der verschiedenen Gährungsacte genauer zu ermitteln. Er hält 
die Gährung ähnlich der Ätherbildung für einen Proceß, in dem 
sich eine oder mehre, im Entstehungsmomente wieder in Alkohol 
und Kohlensäure zerfallende Verbindungen von einem Hefenbe-
	        
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